Australien hat die Corona-App

Anderthalb Millionen Downloads am ersten Tag

14:12 Minuten
Hände in Plastik-Einweghandschuhen halten ein Smartphone, auf dessen Display die Corona-App "CovidSafe" angezeigt wird.
Kinderleicht zu bedienen sei die neue Corono-App, die seit gestern in Australien auf freiwilliger Basis genutzt werden kann, sagt unser Autor Andreas Stummer. © imago/ Liu Changchang
Andreas Stummer im Gespräch mit Isabella Kolar · 27.04.2020
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Australien hat eine Corona-App eingeführt. Mindestens vierzig Prozent der Einwohner müssen "COVIDSafe" runterladen, damit die Verfolgung von Infektionsketten funktioniert. Aber auch ohne App fallen die Infektionszahlen bereits, berichtet Andreas Stummer.
Die App sei kinderleicht und auf freiwilliger Basis zu bedienen, sagt Andreas Stummer in Sydney. Die Erkennung funktioniere per Bluetooth. "COVIDSafe" sei nach dem Vorbild der App "Trace Together" in Singapur entwickelt worden. Kontakte von Coronavirusinfizierten sollen damit zurückverfolgt werden. Konkret könne mit Hilfe der App nachvollzogen werden, wer sich wann und wie lange im Umkreis von eineinhalb Metern zu einer infizierten Person aufgehalten habe.
Zu möglichen Sicherheitsbedenken sagt Stummer, dass laut Regierungsangaben die verschlüsselten Daten nur an die staatlichen Gesundheitsbehörden weitergeleitet und nur auf einem Server in Australien gespeichert würden. Man brauche vier Informationen pro Nutzer: den Namen, die Telefonnummer, die Altersgruppe und die Postleitzahl. Nach 21 Tagen würden die Informationen dann von den Telefonen der Nutzer gelöscht werden.

"Coronazahlen, von denen andere nur träumen können"

Der aktuelle Infektionsstand in Australien: 6718 Infizierte und 83 Tote durch Coronavirus und die Infektionskurven fallen täglich - schon ohne App. Die Regierung denke laut über eine Lockerungen ihrer Maßnahmen nach, berichtet unser Autor. Die seien in Australien ohnehin moderat gewesen. Stummer glaubt, dass Australien sehr früh richtig reagiert habe mit dem beispielgebenden strengen Lockdown beim kleinen Nachbar Neuseeland vor Augen. Schon Ende Februar seien die Grenzen geschlossen worden, Touristen und Ausländer seien freundlich aus dem Land hinauskomplimentiert worden. Die Schüler wurden Ende März nach Hause geschickt. Die meisten Strände seien immer noch geschlossen.
An der Promenade vor einem menschenleeren Strand laufen zwei Jogger aneinander vorbei.
Wegen Corona geschlossen: Australiens Strände sind derzeit oft menschenleer.© imago / AAP / Dean Lewins
Aber jetzt hoffe ganz Australien,in drei Wochen zu irgendeiner Form von früherer Normalität zurückzukehren, so Andreas Stummer. Der größte Schaden durch Corona für Australien sei ein wirtschaftlicher. Es drohe zum ersten Mal in einem Vierteljahrhunder eine Rezession. Die Regierung rechne damit, dass sich die Arbeitslosenquote auf über zehn Prozent verdoppeln werde, das sei der höchste Stand seit den 1970er-Jahren. Stummer hält das als Reaktion darauf verabschiedete Regierungspaket im Wert von 100 Milliarden Euro für äußerst großzügig: es bedeute Finanzhilfen für jeden, der seinen Job wegen Corona nicht ausüben könne.
Besonders schlimm habe es den Tourismus getroffen, Australiens zweitgrößte Einnahmequelle. Es gebe keine Flüge und Besucher mehr, es gebe Reisebeschränkungen im eigenen Land. Auch die Universitäten seien Leidtragende, da sie von hohen Studiengebühren ausländischer Studenten lebten, die jetzt entweder ausreisen mussten beziehungsweise nicht mehr ins Land gelassen werden. Doch wegen der niedrigen Infektionszahlen und der möglicherweise besseren Wirtschaftsprognose bleiben die Australier und mit ihnen auch Andreas Stummer optimistisch, dass sie in Down Under bald wieder zu irgendeiner Form der Normalität zurückkehren werden.
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