Beeindruckt hat Kulturjournalist und Jury-Mitglied Georg Kasch zum Beispiel die SIGNA-Inszenierung "Die Ruhe". Das sei eine immersive Performance, so Kasch, in der die Zuschauer Teil des Stücks werden.
Theater "zum Anfassen"
Das habe es vor der Pandemie häufiger gegeben, nun nach zwei Jahren, "wo wir gar keinen echten Kontakt mehr hatten zu ganz vielen Menschen, auch im Theaterkontext nicht, war das natürlich ein totaler Flash, da plötzlich drin zu sein und mit Leuten auf Hautkontakt zu kommen", sagt Kasch. Da habe er schon das Gefühl gehabt, das Stück müsse dabei sein.
Gruppe "SIGNA" sucht "Die Ruhe" in Hamburg
Gruppe "SIGNA" sucht "Die Ruhe" in Hamburg: Auf Tuchfühlung mit dem Publikum
Er sei auch beeindruckt, was in dem vergangenen Jahr alles passiert sei und wie schnell die Theater wieder große Produktionen stemmten, so Kasch. In der diesjährigen Auswahl gäbe es viele musikalische und choreografische Projekte. Das zeige auch eine Sehnsucht nach Sinnlichkeit im Theater.
Große Häuser aktuell im Vorteil
Welche Stücke es am Ende auf die Festivalliste schafften, habe ganz stark mit der Zusammensetzung der Jury zu tun, die sich jedes Jahr ändere, glaubt Kasch. Dieses Jahr habe man auch einen besonderen Blick auf die aktuellen Diskurse gehabt. Themen wie "Machtmissbrauch" und "Cancel Culture" fänden sich genauso wieder wie "Klassismus".
Auffällig ist, dass diesmal vor allem Stücke von großen Bühnen dabei sind. Georg Kasch glaubt, dass daran auch die Pandemie schuld sei: "Das hängt damit zusammen, dass die Freie Szene in der Pandemie viel stärker betroffen war, die hatten kein Sicherheitsnetz. Man hat einfach gemerkt, dass die viel mehr damit beschäftigt war, über die Runden zu kommen." Dennoch sieht er die Freie Szene nicht abgehängt. "Ich glaube, sie brauchen einfach mehr Zeit", so Kasch.
Das 59. Theatertreffen findet vom 6. bis 22. Mai in Berlin statt. Es ist die letzte Ausgabe von Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer.
Das sind die zehn Stücke:
- „All right. Good night. Ein Stück über Verschwinden und Verlust“ von Rimini Protokoll im Berliner Hebbel am Ufer
- „Das neue Leben. Where do we go from here“ von Christopher Rüping am Schauspielhaus Bochum
- „Der Tartuffe oder Kapital und Ideologie“ am Staatsschauspiel Dresden in der Regie von Volker Lösch
- Ewelina Marciniaks „Jungfrau von Orleans“ am Nationaltheater Mannheim
- Die SIGNA-Inszenierung „Die Ruhe“ am Schauspielhaus Hamburg
- Die Eigenregie von Toskiki Okadas „Doughnuts“ am Hamburger Thalia Theater
- „Ein Mann seiner Klasse“, am Schauspiel Hannover von Lukas Holzhausen inszeniert
- Claudia Bauers „humanistää! eine abschaffung der sparten“ für das Volkstheater Wien
- Die Münchner Kammerspiele mit Pinar Karabuluts „Like Lovers Do (Memoiren der Medusa)“
- Das Berliner Maxim Gorki Theater mit „Slippery Slope. Almost a Musical“ von Yael Ronen