Ausweichstätte für Nürnberger Oper
Die NS-Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände soll Übergangsbleibe für die Nürnberger Oper werden. Das gefällt durchaus nicht allen. © imago / imagebroker / Norbert Probst
Ein Opernhaus im Nazi-Bau?
07:30 Minuten
Das Nürnberger Opernhaus muss saniert werden. Als Ausweichstätte will der Stadtrat den Innenhof der ehemaligen NS-Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände nutzen. Der Historiker Bernd Windsheimer plädiert dafür, den Ort als Mahnmal zu erhalten.
Die Sanierung des Nürnberger Opernhauses soll spätestens im Jahr 2025 starten. Als Interimsort favorisiert der Stadtrat den Innenhof der NS-Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände. Hier fanden zwischen 1933 und 1938 gigantische Propagandaveranstaltungen der Nationalsozialisten statt. Die Halle sollte ursprünglich für einen Parteikongress gebaut werden, wurde aber nie fertiggestellt. Sie steht unter Denkmalschutz und beherbergt das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.
Historisch-politische Bildungsarbeit bedroht
Der Historiker Bernd Windsheimer vom Verein Geschichte für Alle, findet das keine gute Idee. Bis heute diene dieser Gebäudetorso als Lern- und Mahnort, sagt er. Weil er "mit seiner Granit-Blendfassade für die Programmatik und die Ideologie der Nationalsozialisten steht. Diejenigen, die nicht Teil dieser Volksgemeinschaft sein sollten, waren ausgesperrt."
Der Bau symbolisiere das Scheitern einer größenwahnsinnigen Diktatur, so Windsheimer. "Es gibt keinen zweiten Ort, wo diese Ideologie und dieses Scheitern durch historisch-politische Bildungsarbeit so sinnlich erfahrbar wird." Im Jahr 2019 habe sein Verein 4000 Gruppen durch den Innenhof geführt. "Diese Leere, diese Öde ist Teil des Ganzen, und wenn die nun gefüllt wird, entsteht etwas komplett anderes."
Eine offene Wunde in der Stadt
Es gehe bei den Plänen der Stadt nicht nur um ein Opernhaus, sondern während der mehrjährigen Zwischennutzung auch um Büros für Mitarbeiter und Übungsräume. "Das verändert diesen Bau ganz grundsätzlich, ganz unabhängig davon, was das für ein Arbeitsplatz wäre. Er würde dadurch, wenn die Oper wieder zurückgeht, zum größten Kulturzentrum der Stadt."
Sein Verein sei nicht in die Diskussion einbezogen worden, obwohl man seit vielen Jahren Bildungsarbeit auf dem Gelände mache, so Windsheimer. "Wir bestreiten, dass dieses Gebäude allein durch Kunst und Kultur transformiert werden könnte, so wie es postuliert wird. Weil nie begründet wurde, wie das genau geschehen soll. Wenn man das Gebäude als Wunde in der Stadt sieht, die immer wieder zurückverweist auf die unselige NS-Zeit, dann ist es eine Wunde, die offen bleiben sollte. Das ist unsere Ansicht."
Wieviel man noch erreichen könne, wisse er nicht, da der Stadtrat sich weitgehend schon entschieden habe, so Windsheimer. "Nichtsdestotrotz ist es für uns wichtig, unsere Position noch einmal sehr deutlich zu machen und nach außen zu kommunizieren."