Friedenspreis geht an Internetpionier Jaron Lanier
Der diesjährige Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht an den Informatiker und Autor Jaron Lanier. Der 54-jährige US-Amerikaner habe erkannt, welche Risiken die digitale Welt für die freie Lebensgestaltung eines jeden Menschen habe, heißt es in der Begründung des Stiftungsrats.
Lanier weise auf die Gefahren hin, "die unserer offenen Gesellschaft drohen, wenn ihr die Macht der Gestaltung entzogen wird und wenn Menschen, trotz eines Gewinns an Vielfalt und Freiheit, auf digitale Kategorien reduziert werden". Die Auszeichnung an Jaron Lanier wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 12. Oktober in der Paulskirche überreicht.
FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher lobt die Entscheidung der Jury für Jaron Lanier als "politisches Signal". Lanier sei ein Universalgenie, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Er habe bereits in den 90er-Jahren "das unglaubliche Potenzial von vernetzten, durch Technologie von vernetzten Gesellschaften" erkannt.
Kritik an Monopolen in der digitalen Wirtschaft
Zuletzt erregte Lanier, dem die Erfindung des Begriffs "virtuelle Realität" zugeschrieben wird, mit seinem Buch "Wem gehört die Zukunft?" internationales Aufsehen. Darin berichtet er über die Geschäftsmodelle der großen Player aus dem Silicon Valley - und kritisiert die Monopole der digitalen Wirtschaft. Lanier beschreibt, wie zerstörerisch sich die Macht einzelner Konzerne auf den Mittelstand auswirkt. Mit immer größerer Rechenleistung würden immer höhere Profitraten angestrebt - was am Ende zu einem ähnlichen Kollaps führen würde wie im Finanzwesen. Zudem spricht sich der Autor für ein Ende der Umsonst-Mentalität im Netz aus, da diese schlussendlich nur den Konzernen nutze.
Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 an Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland verliehen. Unter den Geehrten sind bedeutende Persönlichkeiten wie Astrid Lindgren, Hermann Hesse, Siegfried Lenz oder Mario Vargas Llosa. Vergangenes Jahr ging die Auszeichnung an die weißrussische Autorin und Regimekritikerin Swetlana Alexijewitsch.
phe