Autonomie für Schlesien

Von Lotta Wieden |
Jedes Jahr im Juli findet in der polnischen Woiwodschaft Schlesien ein "Marsch der Autonomie" statt - ein bunter Umzug mit Blaskapelle, mit dem die 1990 gegründete "Bewegung für die Autonomie Schlesien" auf ihre politischen Ziele hinweisen will: Die Unabhängigkeit Schlesiens bis zum Jahr 2020.
Blaskapelle

Katowice, im Sommer 2010: 1.500 Menschen schwenken euphorisch blau-gelbe Fahnen, die Blaskapelle spielt, dazwischen Sprechchöre:

Sprechchöre: "Autonomia, Gorni Schlonsk!"

Autonomie, rufen die Demonstranten, und immer wieder: Gorni Schlonsk - Oberschlesien! Oberschlesien!

Trommeln

Ein paar Passanten klatschen Beifall, andere laufen einfach weiter. Vor 20 Jahren schon, direkt nach dem Zerfall des kommunistischen Machtblocks, wurde die "Bewegung für die Autonomie Schlesiens" gegründet. Seither schwenken ihre Mitglieder wieder stolz die blau-gelben Fahnen Schlesiens, und erinnern regelmäßig daran, dass – zumindest ein Teil der Region Oberschlesien tatsächlich schon einmal eine Zeit großer politischer Autonomie erlebt hat.

Blaskapelle

Schlesien, bereits 1161 von Kaiser Friedrich Barbarossa in Ober- und Niederschlesien unterteilt, hat in seiner Geschichte eine Vielzahl wechselnder Herschaftszugehörigkeiten erlebt. Im 14 Jahrhundert fiel es an Böhmen, im 18. Jahrhundert an Preußen, nach dem 1. Weltkrieg verblieb der größere Teil Schlesiens beim Deutschen Reich, nur ein kleiner Teil im Osten Oberschlesiens wurde Polen zugeschlagen.

Dieses Gebiet, schon damals ein dicht besiedeltes Fleckchen Erde mit bedeutenden Kohlevorkommen und hoher Wirtschaftskraft, wurde 1922 umbenannt in "Autonome Woiwodschaft Schlesien" und bildete bis zum Einmarsch Hitlers, 17 Jahre später, eine politisch autonome Verwaltungseinheit mit der Hauptstadt Kattowitz. Die "Bewegung zur Autonomie Schlesiens" will an diese Tradition anknüpfen und fordert heute zweierlei: Zum einen, die Einheit des noch immer in zwei Woiwodschaften geteilten Gebiets Oberschlesien, und zum anderen die Rückkehr zur Autonomie - und zwar bis spätestens 2020. Unterstützer aus Deutschland sind willkommen:

"Liebe Gäste aus Deutschland, liebe Schlesische Landsleute, seien Sie begrüßt in Ihrer alten Heimat!"

Ein Gespräch mit dem Vorstandsmitglied der "Bewegung für die Autonomie Schlesiens" Peter Dlugosz können Sie bis zum 18.3.2011 als MP3-Audio nachhören.