Eine unfreiwillige Odyssee als Sohn eines Hochstaplers
32:59 Minuten
Seine Kindheit glich einem Roadmovie. Arno Franks Vater war Hochstapler und wegen seiner kriminellen Aktivitäten immer wieder samt Familie auf der Flucht vor der Polizei. Autor und Journalist Arno Frank hat darüber einen Roman verfasst.
In seiner Jugend hat Arno Frank eine unfreiwillige Odyssee erlebt. Und das, weil der Vater Geld unterschlagen hatte und nicht von seinen kriminellen Aktivitäten lassen konnte.
Als Arno Frank 13 Jahre alt war, hieß es, dass man umziehen würde - und zwar "in die Sonne und in den Reichtum". Der Moment, als es hieß "Wir ziehen jetzt um", der sei erlösend gewesen, "auch wenn es sehr überraschend mitten in der Nacht kam, das war ein Abenteuer".
"Das war ein Dauerdruck"
Die Familie wohnte in Frankreich unter anderem in einer Villa am Meer, Arno Frank ging auf eine internationale Schule und man schwelgte im Luxus – bis das Geld alle war. Das entging auch den Kindern nicht:
"Das war ein Dauerdruck auf den Eltern. Und die haben das auch noch weiter gegeben an uns. Und man hat dann Angst vor amtlichen Briefen und scheut die Polizei. So aufzuwachsen, unter so einem Druck und es ist kein Geld da, das prägt."
Auf der Flucht vor den Behörden ging es nach Portugal. Man schlüpfte in einem halbfertigen Haus unter. Dabei habe der Vater versucht, Normalität vorzuschützen und so getan, als habe er einen Plan.
"Und wenn du 13 bist, dann vertraust du demjenigen, der so etwas sagt, vor allem, wenn du in einem Rohbau sitzt, durch den der Wind pfeift." Die Realität aber bedeutete: "Hungern und frieren".
Den Vater seit 25 Jahren nicht gesehen
Die Not sei soweit gegangen, dass der Vater seine jüngere Schwester instruiert habe, wie man Taschendiebstähle begeht.
"Im Grunde bestand darin schon der Aufprall. Tiefer als das ist eigentlich kaum denkbar."
Der Vater landete schließlich in einem deutschen Gefängnis. Arno Frank hat ihn seit 25 Jahren nicht gesehen und weiß nicht, ob er überhaupt noch lebt.
Arno Frank, der seit vielen Jahren als Journalist und Musikkritiker für die "taz", "Die Zeit" und "Spiegel Online" arbeitet, hat vor dem Hintergrund seiner Familiengeschichte einen Roman verfasst: "So, und jetzt kommst du". Für ihn sei das Schreiben allerdings keine "therapeutische Maßnahme" gewesen. Und er möchte sich auch auf gar keinen Fall in einer Opferrolle sehen. "Man will ja weiterleben."
Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 14. August 2018.