Gegen den Stimmenorkan der Rechtspopulisten
Die "Ibiza-Affäre" in Österreich hat für Doron Rabinovici bestätigt: Sein Land gehört zur "Avantgarde des Populismus". Der Autor ist Sohn von Shoa-Überlebenden und setzt sich seit langem gegen Antisemitismus und Rassismus nicht nur in Österreich ein.
Staatsaufträge gegen Wahlkampfhilfe, dieses unmoralische Angebot des ehemaligen österreichischen Vizekanzlers Strache an eine angebliche russische Oligarchin hat in Wien ein politisches Erdbeben ausgelöst. Als das Video des Gesprächs publik wurde, platzte Österreichs Regierung aus Straches rechtspopulistischer FPÖ und der ÖVP von Kanzler Kurz.
"All das hat mich nicht überrascht", sagt der österreichische Autor Doron Rabinovici, "denn letztlich ist ja der Slogan der Freiheitlichen Partei 'unser Geld für unsere Leute'. Das ist eigentlich die kürzeste Verbindung zwischen Rassismus und Korruption schlechthin."
Alles kann passieren
Schon lange stemmt sich Doron Rabinovici gegen das Abdriften nach rechts: Mitte der 1980er Jahre schrieb er - vergeblich - gegen die Präsidentschaftskandidatur von Kurt Waldheim an. 2000 organisierte er eine Demonstration gegen die damalige ÖVP/FPÖ-Regierung, die 300.000 Menschen auf die Straße gebracht hat. Aktuell läuft sein Theaterstück "Alles kann passieren" auf Bühnen in Deutschland und Österreich - eine Collage aus Reden von Rechtspopulisten aus ganz Europa, die er gemeinsam mit Florian Klenk arrangiert hat:
"Es sind nicht einzelne Stimmen, sondern es ist ein Stimmenorkan, der über uns hinweggeht."
Der Text des Stücks ist kürzlich als Buch erschienen, wie auch eine Neufassung der Essaysammlung "Der neue Antisemitismus. Fortsetzung einer globalen Debatte", an der Doron Rabinovici als Mitherausgeber beteiligt ist.
"Es gibt islamischen Antisemitismus", sagt Rabinovici, "aber es gibt sehr wohl auch einen Antisemitismus in der Linken und auch in der Mitte, der sich auch sehr stark gegen Israel wendet. Ein Antisemitismus, der letztlich auch dem Gefühl entstammt, den Juden nicht ganz verziehen zu haben, was man ihnen in Auschwitz angetan hat."
Das unausgesprochene Thema
Doron Rabinovici wurde in Israel geboren, als Sohn von Überlebenden des Holocaust. "Meine Mutter hat das nicht ausgesprochen thematisiert. Aber unausgesprochen war es immer Thema."
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist ein Thema, das Doron Rabinovici nie loslässt, allerdings nicht als Pflichtübung: "Ich muss es zwar, aber nicht von außen, sondern von innen. Das sind Einfälle, die kommen über mich."
(pag)