Die Generation Golf in der Villa Grisebach
34:19 Minuten
Er drückte bei Gudrun Pausewang, der Autorin von "Die Wolke", die Schulbank und stieg später zu einem der profiliertesten Feuilletonisten auf. Mit seinem Buch "Generation Golf" setzte er den 80ern ein Denkmal. Heute leitet er das Kunstauktionshaus Villa Grisebach.
Florian Illies ist im hessischen Schlitz aufgewachsen. Seine Laufbahn als Journalist begann bei Schüler- und Lokalzeitungen, brachte ihn dann aber in die höchsten Sphären des deutschen Feuilletons, wo er zum einem der profiliertesten Autoren des Landes wurde. So leitete er die "Berliner Seiten" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und war Feuilleton-Chef der "Zeit". Seit 2011 ist er Kunsthändler und demnächst dann Verleger bei Rowohlt.
Eine berühmte Lehrerin
In der Grundschule in Schlitz war Gudrun Pausewang, die berühmte Autorin von "Die Wolke", seine Lehrerin und als solche eine geistige Mentorin für ihn gewesen, sagte Illies im Deutschlandfunk Kultur.
"Sie hat auf jeden Fall offenbar meine Lust am Schreiben sehr inspiriert und sehr in Gang gesetzt. Das kann man immer im Nachhinein nicht mehr so gut rekonstruieren, aber sie war eine wunderbare Grundschullehrerin. Natürlich war der Umgang mit diesen Büchern, die sie schrieb, für mich etwas überfordernd, weil das natürlich auch Bücher waren, die immer diese Atom-Angst und die 'Saure-Regen'-Angst und so weiter geschürt haben. Da bildete sich auch ein leichter Trotz bei mir. Und ich glaube, als ich 'Generation Golf' schrieb, hat sie das jetzt nicht unbedingt so in Verzückung gesetzt."
Studium der Geschmacksgeschichte
Seine Begeisterung fürs Schreiben führte Florian Illies in den Journalismus. Schon als Schüler arbeitete er für die Lokalzeitung, machte sein Volontariat in Fulda und studierte dann unter anderem "Geschmacksgeschichte" in England.
"Geschmacksgeschichte ist das Tollste, was es gibt und was ich eigentlich jeden Tag betreibe. Ich glaube, egal ob ich Journalist bin, Kunsthändler, Autor, betreibe ich eigentlich immer Geschmacksgeschichte. Die Frage ist immer, warum mögen wir zu bestimmten Zeiten bestimmte Menschen, bestimmte Künstler, bestimmte Schriftsteller, warum geraten Schriftsteller, Künstler in komplette Vergessenheit."
Vom Feuilletonisten zum Kultbuch-Autor
Seine Karriere als Journalist setzte er fort und wurde zu einer der Edelfedern des deutschen Feuilletons. Mit seiner Frau Amelie von Heydebreck gründete der Kunsthistoriker das Kunstmagazin Monopol, schrieb die Kultbücher "Generation Golf" und "1913. Der Sommer des Jahrhunderts".
Bei allem Talent als Autor – ein Freund bezeichnete seine Texte einmal als elegant "wie geschriebener Champagner" – war seine große Leidenschaft immer auch die Kunst.
"Ich möchte Kunstwerke um mich haben"
"Die Leidenschaft begann sehr früh, als ich einmal in der Schule einen Ausflug gemacht habe in das Frankfurter Städel ins Museum. Da waren Bilder eines französischen Impressionisten. Da war einfach ein Sommertag in lila gemalt und es hat mich vollkommen in den Bann geschlagen, dass man einfach Menschen und Gebäude und Häuser lila malen kann, weil das auch eine Form ist, die zwar mit der Realität nichts zu tun hat, aber die genauso gültig ist und genauso wahr. Und in der Zeit fing ich auch noch an – ich weiß nicht, warum, aber – dann auch zu sagen, ich möchte auch Kunstwerke um mich haben."
Der Wert der Kunst
2011 entschied er sich, den Journalismus aufzugeben und stieg als Partner beim Berliner Auktionshaus Villa Grisebach ein. Seit Anfang 2017 leitet er das renommierte Haus – und noch bis zu seinem Weggang zum Rowohlt Verlag. Eine seiner Aufgaben: den Wert der Kunst einzuschätzen.
"Das Wichtige ist, was hat ein Kunstwerk für eine Bedeutung? Und wenn es eine Relevanz hat für den Künstler und für die Zeit und für die Kunstgeschichte, dann ist es auch sozusagen in höchsten Maße wertbeständig. Aber die Allergrößten sind die Menschen, die in der Gegenwart erkennen, das ist bedeutende Kunst, dafür gebe ich Geld aus, wenn ich es denn habe. Und ich halte auch durch, wenn 10, 20, 30 Jahre lang alle nur über mich lächeln. Und ich behalte das trotzdem."