Autor Volker Kutscher
"Mein Kind wird genommen, um da was anderes draus zu machen", sagt Krimiautor Volker Kutscher zur Fernsehadaption seiner Romane. © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Kriminalromane als Geschichtsstunde
34:17 Minuten
Ein Krimi, der in der Weimarer Republik spielt: Die Idee machte Volker Kutscher zum Erfolgsautor. Seit 2007 sind acht Romane über Kommissar Gereon Rath erschienen, mit „Babylon Berlin“ kam die bisher berühmteste Adaption der Story auf den Bildschirm.
Anderthalb Jahre der Ungewissheit hatte Volker Kutscher hinter sich, als sich endlich jemand fand, der seinen Roman "Der nasse Fisch" drucken wollte. Nach hervorragenden Verkaufszahlen und diversen weiteren erfolgreichen Romanen der Reihe um den Kriminalkommissar Gereon Rath hat der Verlag diese Entscheidung sicher nicht bereut.
Die Zeit und das Ambiente, in dem die Geschichten angesiedelt sind – das Berlin der 20er- und 30er-Jahre – machen diese für den studierten Historiker überhaupt erst interessant:
"Das ist mir wichtiger als der Krimiplot, den ich auch nicht für unwichtig halte. Aber das eigentlich spannende an meinem Projekt ist, diesen Übergang mit meinen fiktiven Figuren zu begleiten, um auch ein bisschen besser verstehen zu lernen, wie es dazu kommen konnte, dass aus der Weimarer Republik das Dritte Reich wurde."
Von Moabit nach Mitte
Abgesehen von den Romanen tauchen einzelne Figuren von Kutschers Geschichten auch noch in etwas schmaleren Büchern auf, die er gemeinsam mit der Künstlerin Kat Menschik herausgebracht hat. Ihre Zeichnungen ergänzen seinen Text zu einem kleinen Gesamtkunstwerk.
Nach "Moabit" folgte diesen Oktober “Mitte”. Darin geht es um einen Jungen namens Fritz: "Fritze ist als Nebenfigur in den letzten Romanen immer wichtiger geworden. Er ist Jahrgang 21, an ihm kann ich ganz gut zeigen, wie er die Gehirnwäsche der Hitlerjugend durchläuft und zwiegespalten ist zwischen Nazianhängerschaft und doch auch Zweifeln."
Literatur statt Popmusik
Mit dem Schreiben hat Kutscher schon früh angefangen. Nach dem Studium machte er ein Volontariat bei der "Kölnischen Rundschau". Fast zehn Jahre hat er als Lokalredakteur in Wipperfürth im Rheinland gearbeitet, wo er auch aufgewachsen ist.
“Das war so nicht meine Lebensplanung”, erklärt er, aber einen sicheren Job bei der Zeitung lehnte man damals nicht so einfach ab. Eigentlich wollte er auch Popstar werden, sagt Kutscher, der viele Jahre in einer Band spielte. Aber daraus sei nichts geworden.
Der TV-Erfolg
Dazu, dass er jetzt ein regelrechter Literaturstar geworden ist, hat sicherlich auch die Serie "Babylon Berlin" beigetragen, die bekannteste Adaption seiner Bücher. Seinen Stoff der Kreativität anderer zu überlassen, fand er in erster Linie interessant:
"Mein Kind wird genommen, um da was anderes draus zu machen. Das war ganz spannend, wobei es definitiv eine andere Welt ist, die Fernsehadaption, und sich deshalb auch nicht mit meiner Fantasiewelt überlagert."
Das Drehbuch selbst zu schreiben, kam für Kutscher nicht infrage: "Dann hätte ich gar keine Romane mehr schreiben können." Und von den Gereon-Rath-Romanen sollen noch zwei weitere folgen: "Ich schreibe gerade an Band neun."