Realitätsdruck und literarische Freiheit
Vor vier Jahren haben Demonstranten in Tunis und Kairo Meinungsfreiheit eingefordert und ihre Diktatoren verjagt. Seither kamen beide Länder kaum zur Ruhe, der demokratische Prozess geriet
mehrfach ins Stocken.
Zahlreiche Intellektuelle und Literaten haben sich in die politischen Diskussionen eingemischt. Wie lassen sich Romane schreiben, wenn die Politik so großen Raum einnimmt? Ist ein Roman revolutionär, nur weil er am Tahrir-Platz endet? Wird die Kunst der literarischen Herrscherkritik sinnlos, wenn man plötzlich alles schreiben darf? Und dürfen Tunesier und Ägypter jetzt wirklich alles schreiben?
Die sozialen Medien waren entscheidend für die Revolutionen. Müssen sie dann auch in die nach-revolutionäre Literatur eingehen? Oder sind Facebook-Posts und literarischer Stil unvereinbar? Und wie reagieren die Verlage auf die neuen Gegebenheiten? Das Feature bringt Antworten von Schriftstellern, Verlegern und Literaturkritikern mit literarischen Texten aus Ägypten und Tunesien zusammen.