Die Angst vor dem "kulturellen Ausverkauf"
Der deutsche Journalist und Autor Günter Wallraff hat schon vor einiger Zeit Schritte eingeleitet, den Online-Buchhändler Amazon zu boykottieren. Allerdings stoße er innerhalb seines Verlags auf Widerstand. Doch das hält Wallraff nicht auf.
Der Streit um E-Book-Preise zwischen Amazon und den Verlagen geht in die nächste Runde. Mehr als 900 US-Autoren forderten in einem offenen Brief, der in der New York Times erschienen ist, Bücher nicht als Geiseln zu nehmen. Der Online-Händler verteidigt seinen Druck für billigere E-Books seinerseits in einer offenen E-Mail.
Der deutsche Journalist und Autor Günter Wallraff findet es zu naiv gedacht, sich nun einfach mittels E-Mail an Amazon-Chef Jeff Bezos an dem Protest zu beteiligen. Stattdessen erklärt er im Deutschlandradio Kultur, dass er bereits vor langer Zeit Konsequenzen gezogen und von seinem Verlag verlangt habe, seine Bücher nicht mehr an Amazon zu liefern. "Allerdings unterlaufen die den Boykott und besorgen sich die Bücher zu einem geringeren Rabatt bei Zwischenbuchhändlern", sagt Wallraff. Zudem habe er durchgesetzt, dass seine Bücher nicht mehr bei Amazon über Kindle verbreitet werden. "Das ist ein Versuch", sagte Wallraff. Wenn das mehr Autoren machen würden, könne man damit auch etwas bewirken.
Konsumenten sollen Buchhandel unterstützen
Der Verlag habe seinem Wunsch nur zögerlich entsprochen. Denn auch der mache inzwischen bis zu 15 Prozent Umsatz mit der Buchauslieferung an Amazon. Auf diese 15 Prozent verzichte Wallraff aber gerne. Sein Verlegerfreund habe ihn unterstützt und seinen Wunsch durchgesetzt. Allerdings habe es im Verlag Leute gegeben, die der Meinung sind, dass man sich in so einem Fall auch von einem Autor trennen könne. "Die Seuche ist schon so grassierend, da nützt auch Quarantäne nichts mehr", befindet Wallraff im Interview.
Er fordert Konsumenten auf, sich dem Boykott anzuschließen und den lokalen Buchhandel zu unterstützen. Bisherige öffentliche Äußerungen von Autoren hätten hier schon einen Gegentrend eingeläutet. "Es hat sich rumgesprochen, dass man in der Buchhandlung Bücher genauso schnell bekommt wie im Internet."
An Amazons Chef Jeff Bezos lässt Wallraff kein gutes Haar. Dieser habe "Allmachtsbestrebungen", er selbst habe das System Amazon "gnadenlos" genannt und Buchverlage mit Gazellen verglichen, die es zu jagen und zur Strecke zu bringen gilt. Nun habe er sich die deutsche Buchpreisbindung vorgenommen. Wallraff fordert deshalb den Einsatz eines unabhängigen Vermittlers, der gemeinsam mit den Verlagen überlegt, wie man Amazon die Stirn bieten könne. "Denn sonst kommt es zu einem kulturellen Ausverkauf."