Ohne Hand unterm Kinn
Eine alte Hauswand, ringsherum städtisches Leben: In einer solchen Umgebung fotografiert Heike Steinweg am liebsten Schriftsteller. In einem Langzeitprojekt setzt sie letzte Sätze von Romanen in Beziehung zu den Porträtierten.
Jeder weiß, wie wichtig erste Sätze für einen Roman sind. Doch wie ist es mit dem letzten Satz? Was bedeutet es für einen Autor, nach Jahren der Arbeit ein Buch zu beenden und hinauszuschicken in die Welt? Das hat sich die Fotografin Heike Steinweg gefragt - und daraus ein Langzeitprojekt gemacht: "The Last Line". Steinweg porträtiert dabei Schriftsteller und befragt sie zum letzten Satz ihrer Romane. So entsteht eine Kombination aus Wort und Bild.
Aris Fioretos hat ihr einen letzten Satz geschenkt
Dabei erlebt sie besonders wunderbare Momente, wie sie erzählt. So habe ihr der Autor Aris Fioretos einen letzten Satz "geschenkt" - von einem Roman, der noch gar nicht fertig war.
So unterschiedlich die Sätze und Schriftsteller, so konsequent folgt Steinweg bei ihrer Arbeit einem Prinzip: Nie dürfen Autoren auf ihren Bildern die berühmte Hand unterm Kinn haben, nie vor einer Bücherwand stehen und nie lesen. Viel besser als Umgebung, so Steinweg: eine schöne alte Hauswand, eine Stadt. So wie bei Jonathan Safran Foer: Er steht hinter einer Glasscheibe - und um ihn herum tobt das New Yorker Leben.
Info: Die Ausstellung "The Last Line" ist bis 5. Mai in der Berliner Autorenbuchhandlung zu sehen.