"Eine Art Schauprozess"
Seit Mitte August sitzt die türkische Schriftstellerin Aslı Erdoğan in Untersuchungshaft. Am Montag soll sie angeblich frei kommen. Die Gerüchte änderten sich jedoch stündlich, sagt PEN-Generalsekretärin Regula Venske, die das Verfahren in Istanbul beobachtet.
Mit großer Härte geht Präsident Erdoğan seit dem Putsch im Juli gegen unliebsame Kritiker vor. Zehntausende Staatsbedienstete und Akademiker wurden entlassen, Oppositionelle werden verfolgt und verhaftet. Auch die Autorin und Kolumnistin Aslı Erdoğan sitzt seit Mitte August in Untersuchungshaft. Ihr wird die Mitgliedschaft in einer oppositionellen Vereinigung vorgeworfen. Zunächst sollte sie am Freitag frei kommen, doch der Termin wurde nun auf Montag verschoben.
Auch diese Information sei jedoch nicht gesichert, sagt die PEN-Generalsekretärin Regula Venske im Deutschlandradio Kultur, die das Verfahren gegen die Schriftstellerin in Istanbul beobachtet. "Stündlich ändert sich das auch. Es ist recht chaotisch und undurchschaubar. Ich denke, es ist auch Teil dieser ganzen Einschüchterungswelle, dass eben so vieles eben einem auch willkürlich erscheint."
Auch der Prozess gegen fünf Journalisten der Zeitung Taraf zeichne sich durch diese extreme Willkür aus, berichtet Venske. So sei jetzt beispielsweise eine verschärfte Anklageschrift "aus dem Hut gezaubert" worden, die weder den Angeklagten noch deren Anwälten vorgelegen habe. Die Vorwürfe, die den Journalisten darin zur Last gelegt würden, entbehrten jeder Grundlage. Venske: "Der Prozess hat gar keine Substanz." Trotzdem sei er besonders wichtig - es sei "eine Art Schauprozess".