Zeltschulen für Flüchtlingskinder im Libanon
Die Autorin Jacqueline Flory hat zwölf Zeltschulen für Flüchtlingskinder im Libanon gegründet. Ihre besten Mitarbeiter sind die eigenen Kinder, die in den Lagern das Eis brechen, wenn sich die Flüchtlinge an nicht eingehaltene Hilfszusagen erinnern.
Spenden sammeln, Zelte bauen, Lehrer suchen – das gehört seit zwei Jahren zu den Hauptbeschäftigungen von Jacqueline Flory. Die Münchner Autorin und Übersetzerin hat den Verein "Zeltschule" gegründet und inzwischen zwölf improvisierte Schulen für syrische Flüchtlingskinder im Libanon eröffnet. Die Situation der Kinder in den Lagern sei katastrophal, sagt sie:
"Mich hat das erschreckt, dass da eine ganze Generation im Analphabetismus aufwächst, in einer Region, die überschwemmt ist von extremistischen Gruppen. Es ist dort wichtiger als irgendwo sonst, dass die Menschen Bildung bekommen und sich gegen diese Gruppierungen behaupten können."
Für ihre Schulprojekte ist Flory immer gemeinsam mit ihren eigenen Kindern unterwegs. Sie reisen gern mit der Mutter in den Libanon, denn sie haben Freunde unter den Kindern in den Flüchtlingslagern gefunden:
Versprechungen, Fotos - und dann wieder weg
"Also meine Kinder waren auf jeden Fall ein großer Eisbrecher - weil es ganz oft passiert, dass irgendwelche Organisationen in die Camps kommen, mit ein paar Leuten reden, Fotos machen, wieder in die Autos steigen und weiterfahren. Und man hört nie wieder was von ihnen. Wenn ich da angekommen wäre und gesagt hätte: ‘Übrigens, ich komme aus Deutschland und würde gern eine Schule bauen‘, dann hätten sich die Flüchtlinge daran erinnert, wie oft sie schon enttäuscht worden sind. Aber dadurch, dass ich mit meiner Familie dort hingekommen bin, war das für viele ein wichtiges Signal: Die meint es ernst!"
Besonderen Wert legen Jacqueline Flory und ihr Verein "Zeltschule" darauf, dass sich das Bildungsangebot an Jungen und Mädchen richtet. Denn es gebe noch immer sehr traditionelle Familien, in denen nur die Söhne zur Schule geschickt würden: "Aber wir bestehen darauf, dass in unseren Camps wirklich alle Kinder, die im schulpflichtigen Alter sind, zur Schule gehen, auch die Mädchen. Das machen wir von Anfang an klar. Und da gibt es auch keine langen Diskussionen – bei uns werden Mädchen wie Jungs unterrichtet."