Katja Kullmann: "Die singuläre Frau"
Hanser Berlin, 2022
336 Seiten, 24 Euro
Katja Kullmann: "Die singuläre Frau"
Die Autorin Katja Kullmann zählt sich selbst auch zu den "Singulären Frauen". © Christian Werner
Singleleben als Modell
13:05 Minuten
Anfang 50, alleinlebend, keine Kinder: Frauen, die sich für dieses Lebensmodell entschieden haben, werden oft argwöhnisch beäugt, gelten als gescheitert. Die Journalistin Katja Kullmann räumt in ihrem neuen Buch mit einigen Klischees auf.
Vor 20 Jahren beschrieb Katja Kullmann in ihrem Buch "Generation Ally“, warum es so kompliziert ist, eine Frau zu sein, warum viele Frauen, wie die titelgebende Junganwältin aus der US-Kultserie „Ally McBeal“, das Gefühl haben, zwischen allen Stühlen zu sitzen: emanzipiert zu sein, aber nicht verbissen, Karrierechancen wahrzunehmen, aber nicht auf Kinder und eine gute Work-Life-Balance zu verzichten. Und bei all dem sich selbst nicht zu verlieren.
20 Jahre später ist es immer noch kompliziert. Frauen sind Vorstandsvorsitzende, Bundeskanzlerin, Universitätsprofessorinnen oder fliegen als Astronautin ins All. Mit einer Rolle jedoch hat die Gesellschaft und haben somit auch viele Frauen selbst immer noch ein Problem: mit dem Status der dauerhaft Alleinlebenden, Unverpartnerten.
Der Stigmatisierung etwas entgegensetzen
Die Journalistin Kullmann, inzwischen Anfang 50, gehört, wie Millionen andere Frauen, auch zu dieser Gruppe. Sie lebt und regelt ihr Leben allein. Sie sei seit 14 Jahren ohne Partner und lebe durchaus gerne so, sagt die Autorin. Und sie findet, es ist höchste Zeit, mit der Stigmatisierung aufzuräumen, „keinen abgekriegt“ zu haben. Das tut sie in ihrem neuen Buch „Die singuläre Frau“.
Sie wählte bewusst diesen Begriff, der unter anderem "einzigartig" bedeutet, um zu unterstreichen, dass es sich um ein gleichberechtigtes Lebensmodell handelt.
Eine Zeitreise durch die Jahrhunderte
Kullmann begibt sich in ihrem Buch nicht nur auf eine Selbsterkundung, sondern auch auf eine Zeitreise, erzählt von selbstbewussten Frauenrechtlerinnen vergangener Jahrhunderte, von den modernen, neuen Frauen und alleinstehenden Büroangestellten der Weimarer Republik und spürt dem Klischee von der angeblich einsamen Akademikerin der Gegenwart nach.
Über sich selbst sagt Kullmann: „Ich glaube, dass ich selbst zu einer einzelgängerhaften Existenz neige, aber nie eine Einzelkämpferin sein wollte.“
Historisch betrachtet sei die Idee von der romantischen Zweierbeziehung, die im Idealfall ein Leben lang halte, relativ jung. Früher, eigentlich zu fast allen anderen Zeiten, seien auch andere Modelle gelebt worden, etwa das Zusammenleben in großen Familienverbünden.
Erfüllung außerhalb traditioneller Beziehungen
Ungeachtet dessen werde der alleinlebenden Frau nach wie vor nachsagt, sie habe kein Glück in der Liebe und habe es nicht rechtzeitig geschafft hat, auf den Zug Richtung Partnerschaft und Familie aufzuspringen.
Heute fänden Frauen aber auch außerhalb der traditionellen Partnerschaft mit nur einem Menschen ebenso Erfüllung, etwa in innigen Freundschaften zu anderen Frauen. Für Kullmann sind das keine Beziehungen zweiter Klasse. Insofern sei ihr Buch auch "ein Ermutigungsbuch".
Denn für Katja Kullmann ist die singuläre Frau „eine Pionierin der Moderne und der Erfrischung von Gesellschaft“. In ihrem Buch geht sie deshalb Fragen nach wie: Welche literarischen, sozialen und popkulturellen Zeugnisse hat die Frau ohne Begleitung hinterlassen? Und wie könnte ihre Zukunft aussehen?
(mkn)