Warum kurdische Literatur kaum übersetzt wird
30 Millionen Menschen weltweit sprechen Kurdisch. Hierzulande ist kurdische Literatur nahezu unbekannt, es gibt so gut wie keine Übersetzungen ins Deutsche. Warum das so ist und welche Rolle türkische Verlage dabei spielen, sagt die Journalistin Mely Kiyak.
Der vor wenigen Monate verstorbene Romancier Yasar Kemal gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Türkei. Was nur wenige hierzulande wissen: Er war Kurde. Und vermutlich nur weil er auf Türkisch schrieb, ist er einer der ganz wenigen kurdischen Autoren, die ins Deutsche übersetzt wurden.
Für die *) Autorin und Journalistin Mely Kiyak liegt hier eines der Hauptprobleme für die fehlende Präsenz kurdischer Literatur: Deutsche Verlage verhandelten mit türkischen Verlagen über Lizenzausgaben - "und die haben kurdische Autoren nicht gedruckt. Warum? Weil es verboten war". Somit finde kurdische Literatur, die sich über viele Jahrhunderte vor allem in mündlicher Form als Romane, Gedichte, Märchen, Novellen und sogar Opern überliefert hätte, in Deutschland und auch in den anderen Ländern, in denen Kurden lebten, fast nicht statt.
Es gibt nicht nur eine kurdische Sprache
Hinzu kommt: Es gebe nicht „die" kurdische Sprache, sagt Mely Kiyak. Die weltweit etwa 30 Millionen Kurden lebten hauptsächlich in den vier Ländern Türkei, Syrien, Irak und Iran. Und ebenso viele verschiedene kurdische Sprachen gebe es. „Und diese vier Sprachgruppen verstehen sich untereinander nicht und können sich untereinander auch nicht lesen. Der eine schreibt in Persisch, der andere in Kyrillisch." Allen gemeinsam ist, dass sie zu den indogermanischen Sprachen gehören. „Es gibt also auch eine enge Verwandtschaft mit der deutschen Sprache", sagt Melik Kiyak, die 1976 im niedersächsischen Sulingen geboren wurde und durch regelmäßige Kolumnen in der Berliner Zeitung und Zeit Online bekannt ist.
*) Auf Hinweis von Mely Kiyak redaktionell geändert.