"Porsche fahren ist Feminismus"
Die Schriftstellerin Mirna Funk hat uns nicht nur ihre bevorzugte Automarke verraten. Im Gespräch mit der Mittdreißigerin geht es auch um ihren Roman "Winternähe", die Ururgroßmutter und Fragen der Identität.
Mirna Funk ist Expertin für komplizierte Fragen der Identität. 1981 in Ost-Berlin als Tochter einer nicht-jüdischen Mutter und eines jüdischen Vaters geboren, versteht sich die Autorin und Journalistin als Verkörperung eines Widerspruchs.
Sie pendelt zwischen Berlin und Tel Aviv und sagt:
"Dass man zwei Städte hat, in denen man sich wohl fühlt, ist eigentlich eine große Ergänzung fürs Leben, und deshalb ist das Freiheit und die Annahme von Komplexität und Pluralität."
Urenkelin von Stephan Hermlin
In Mirna Funks Debütroman "Winternähe" geht es um eine Protagonistin, die sich ihre Selbstbestimmung erkämpft im Dickicht aus groteskem Antisemitismus, Geschichtsamnesie und innerjüdischen Ausgrenzungsdebatten. Schreiben bedeute für sie "Heilung", betont Funk. Ziel sei es, die Schönheit und Besonderheit von Katastrophen in einen kreativen Prozess umzusetzen - "und ich glaube, deswegen bin ich natürlich auch Schriftsteller geworden."
Sie habe sich damit auch über ein ungeschriebenes Gesetz ihrer Familie hinweg gesetzt, dass nur ihr Urgroßvater, der Schriftsteller Stefan Hermelin, schreiben dürfe. Zur Zeit arbeitet sie an ihrem zweiten Roman. Erneut weist er autobiografische Elemente auf: "Die eigene Biografie ist politisch." Sie interessiere sich für das Politische und nicht das Private an sich, ergänzt Funk.
Da die 35-jährige Mutter einer kleinen Tochter Designobjekte schätzt, liebt sie es mit ihrem champagnerfarbenen Porsche durch die Gegend zu fahren. Neben der Ästhetik verbinde sie damit auch einen anderen Aspekt. "Porsche fahren ist Feminismus", sagt Funk.
"Eine Frau fährt einen Sportwagen ohne Servolenkung - und keinen Kombi, damit die Kinder sicher hinten sitzen und einen Airbag haben."