"Bizarr und auch tragisch"
Für die britische Autorin Priya Basil, die derzeit in Deutschland lebt, wäre der Brexit eine Katastrophe für Großbritannien. Ihre Landsleute würden nach einem EU-Austritt schnell merken, wie sehr ihre Bedeutung in der Welt geschrumpft sei. Denn die Zeiten des alten Empire seien endgültig vorbei.
Sie könne sich nicht daran erinnern, in der Schule jemals etwas über die Europäische Union erfahren zu haben, sagt die britische Schriftstellerin Priya Basil ("Die Logik des Herzens"). Basil wurde als Kind indischer Eltern in London geboren, wuchs in Nairobi auf und lebt seit einigen Jahren in Deutschland.
Für die Autorin ist der Umstand, dass britische Schüler offenbar so gut wie nichts über die Bedeutung der EU lernen, symptomatisch für die ganze Brexit-Debatte. Das Referendum sei, so wie es abgehalten werde, "unverantwortlich: Ohne Informationen, worum es eigentlich geht. Das finde ich bizarr und auch tragisch. Wie können denn Leute, die nie gelernt haben, Europa wertzuschätzen, sich für Europa entscheiden, wenn sie die Wahl haben?" Die ganze negative Diskussion wirke auf sie "sehr demoralisierend".
Die EU bietet tolle Optionen
Ihr selbst sei nicht zuletzt durch die Möglichkeit, problemlos in einem anderen Land, nämlich Deutschland, leben und arbeiten zu können, sehr deutlich geworden, welch tolle Optionen die EU ihren Bürgern biete.
Der Warnung ihres Schriftsteller-Kollegen Mario Vargas Llosa vor dem Brexit könne sie sich nur anschließen. Zwar würden die Briten zunächst gar nicht so viele Veränderungen durch den EU-Austritt spüren, weil sie sich nie wirklich als Europäer, sondern immer vor allem als Briten gesehen hätten. Doch sei es unvermeidlich, dass ihre Bedeutung in der Welt nach einem Brexit schrumpfen werde. Die Zeiten des alten Empire, Quell des starken Nationalgefühls und Selbstbewusstseins der Briten, seien endgültig zu Ende. Ihre Landsleute würden deshalb schon bald die Erfahrung machen, "plötzlich alleine zu sein".