Autorin und Weltenbummlerin Maiken Nielsen

"Unterwegs zu sein, heißt total frei zu sein"

32:11 Minuten
Maiken Nielsen steht in einem roten Sommerkleid am Hamburger Hafen und blickt selbstbewusst und freundlich in Richtung Kamera
Die Schriftstellerin Maiken Nielsen ist quasi auf hoher See aufgewachsen. Auch heute zieht es sie hinaus in die Welt: "Das macht mich einfach am glücklichsten." © picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt
Moderation: Britta Bürger |
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Ihr Großvater war Pilot des legendären Zeppelins "Hindenburg". Mit ihrem Vater bereiste Maiken Nielsen als Kind die Weltmeere. In ihren Romanen reist sie durch Raum und Zeit. In ihrem Bestseller "Space Girls" führt sie das sogar bis ins All.
Ein Schiff als Zuhause? Für Maiken Nielsen war das als Kind ganz normal. Ihr Vater bereiste als Frachtschiffkapitän die Weltmeere – die Tochter war monatelang dabei. "Ich hatte eine total verständnisvolle Grundschullehrerin, die gesagt hat: Das ist so wichtig, dass das Kind auch seinen Vater sieht. Wenn ich dann beweise, dass ich an Bord schreiben und lesen lerne und ein bisschen rechnen – was in meinem Fall vielleicht ein bisschen vernachlässigt wurde – , dann ist das okay, dann darf ich einen guten Teil des Schuljahres mit an Bord sein."

Von Abenteuer-, Reise- und Schreiblust

Ein Abenteuer für die Tochter: "Es war jeden Tag was Neues los. Mal ging ein Mann über Bord, dann mussten wir den auf dem Atlantik suchen. Oder wir haben Fische gefangen. Ich konnte stundenlang an der Reling stehen und einfach nur den Delfinen und den fliegenden Fischen zugucken."
Kein Wunder, dass in Maiken Nielsen früh die Lust aufs Reisen geweckt wird.
"Das ist diese Leichtigkeit. Es gibt nichts, was dem vergleichbar ist. Unterwegs zu sein, heißt für mich, irgendwie total frei zu sein. Außerdem höre ich immer gerne Geschichten. Wenn ich unterwegs bin, dann treffe ich viele Menschen – und ich finde, jeder Mensch hat eine besondere Geschichte zu erzählen."
20 Bücher hat Maiken Nielsen geschrieben: In "Unter uns die Welt" spürt sie der Geschichte ihres Großvaters Christian Nielsen nach. Er überlebte 1937 den Absturz des legendären Zeppelins "Hindenburg" und kam später als Kampfpilot im Zweiten Weltkrieg ums Leben. In ihrem Bestseller "Space Girls" würdigt sie die vergessenen Frauen in der US-amerikanischen Weltraumfahrt. "Dreizehn Frauen, die wahnsinnig gute Pilotinnen waren und sich diesen Tests unterworfen haben, und auch teilweise bessere Ergebnisse erzielt haben als John Glenn und die erste Gruppe der 'Mercury Seven'."

Ein Unfall und eine Weltreise

2019 steigt sie für ein Jahr aus: "Ich habe mir ein Weltreiseticket gekauft. Das hat den Vorteil, dass es immer nur vorangeht und nie zurück."
Der Grund: ein schwerer Verkehrsunfall fünf Jahre zuvor. "Ich habe mir verschiedene Teile meines Körpers gebrochen und hatte ein Schädel-Hirn-Trauma. Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass das Leben ja doch endlich ist. Eigentlich wissen wir das ja alle, aber irgendwie habe ich das vorher nie so gespürt. Ich habe mir dann gedacht: Ich muss unbedingt noch einmal los, weil das einfach das ist, was mich am glücklichsten macht. Und ich kann es einfach nicht länger aufschieben. Wer weiß, wie lange ich überhaupt noch lebe."

Ihr neuer Roman spielt in Korea

Im Oktober erscheint ihr neuer Roman "Ein neuer Horizont". Die Hauptfigur ist eine junge amerikanische Kriegsreporterin in Korea. Auch dieses geteilte Land hat Maiken Nielsen bereist. Sie will wissen, wie die Menschen mit der drohenden Gefahr des Krieges umgehen.
"Zum einen habe ich erfahren, dass die Menschen doch eine sehr viel größere Sehnsucht nach Wiedervereinigung haben als wir das hatten, glaube ich. Die gehen ganz anders damit um. Das ist viel, viel emotionaler."
(sus)
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