Autorinnen und Autoren drohen mit Boykott des größten Comic-Festivals Europas in Angoulême

Rund 400 Comic-Autorinnen und Autoren haben zum Boykott des bedeutendsten Festivals der Branche in Europa aufgerufen. Hintergrund ist die stillschweigende Vertragsverlängerung für den Veranstalter im französischen Angoulême. Das Festival International de la Bande Dessinée, kurz FIBD, wird von einem Verein ausgerichtet, der alle zehn Jahre eine Gesellschaft mit der Organisation beauftragt. Seit 20 Jahren ist das ein Unternehmen mit dem Namen "9e Art+", mit dem der Verein nun offenbar fusionieren will. In einem offenen Brief im Magazin L'Humanité schreiben die Autorinnen und Autoren, so müsse der Veranstalter keinerlei Konkurrenz mehr fürchten. Es wäre aber inakzeptel, dem wichtigen Festival ein Korsett aus persönlichen Interessen oder autoritären Entscheidungen anzulegen, kritisiert der Text, der von der französischen Comic-Gewerkschaft STAA und dem Kollektiv Metoo BD initiiert wurde. Sollte der Vertrag mit 9e Art+ nicht beendet werden, wollen die Unterzeichnenden nicht an der kommenden Ausgabe des Festivals Anfang 2026 teilnehmen. L'Humanité hatte im Januar eine Recherche veröffentlicht, in der schwere Vorwürfe gegen 9e Art+ erhoben wurden. Die Rede ist von Missmanagement, undurchsichtiger Buchführung, dem Verdacht der Vetternwirtschaft und einer Burn-Out-Welle unter den Beschäftigten. Außerdem soll eine Mitarbeitende aus dem Kommunikationsbereich entlassen worden sein, nachdem sie angegeben hatte, während des letzten Festivals in Angoulême von einem Kollegen vergewaltigt worden zu sein. Das sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, sagte die Comic-Autorin Marguerite Abouet dem Sender France Info. Vielleicht wache die Öffentlichkeit auf, wenn viele Macher das Festival boykottierten.