Autos, Fußgänger und E-Scooter im Clinch

Wem gehört die Straße?

85:14 Minuten
Ein Mann macht eine Probefahrt mit einem blauen E-Scooter, einem Elektroroller. Im Hintergrund sind parkende Autos zu sehen.
Der erste Anbieter von Elektro-Tretrollern startet in Herne. Einer der Mitarbeiter macht eine Probefahrt. © picture alliance/dpa/Roland Weihrauch
Weert Canzler und Isabell Eberlein im Gespräch mit André Hatting |
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Es ist der alltägliche Verteilungskampf im Straßenverkehr: Autos, Fußgänger, Radfahrer. Je nach Temperament geht es da schon mal heiß her. Nun kommen auch noch die E-Scooter dazu. Wie können wir verträglich miteinander unterwegs sein?
"Ich finde, dass es rau zugeht auf unseren Straßen, und dass zu wenig Platz da ist für Radfahrer und Fußgänger", sagt Isabell Eberlein. Bei ihren Radfahrten in Berlin erlebe sie oft "blanken Hass" seitens der Autofahrer. Es sei interessant, wie sich die Menschen wandeln, je nachdem, welches Verkehrsmittel sie nutzen: "Sobald die Leute im Auto sitzen, setzen sie die Autobrille auf und vergessen, dass sie auch Fußgänger und Radfahrer sind."

Mobilität für alle

Isabell Eberlein ist Vorstandsmitglied im Verein "Changing Cities". Sein Ziel: Eine menschenfreundliche Stadt. Die werde wird nicht vom Verkehrslärm bestimmt, sondern "bietet Luft, die wir gerne atmen, und Plätze, die zum Verweilen einladen. Mobilität in dieser Stadt steht allen Menschen in gleicher Weise zur Verfügung." Das heiße auch: Der Platz für Autos müsse kleiner, der für Fußgänger und Radfahrer ausgebaut werden. Und wenn die neuen E-Scooter kommen, müssten die Radwege eben noch breiter angelegt werden.
"Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten", sagt Dr. Weert Canzler. Der Politikwissenschaftler arbeitet am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) vor allem zur Energie- und Verkehrswende. Der Straßenraum werde knapper, bisher sei das Auto privilegiert gewesen – dies müsse sich ändern. "Die Autos müssen weg aus den Innenstädten. Sie verbrauchen allein zwölf bis 13 Quadratmeter, nur, wenn sie stehen – und ein Auto steht 23 Stunden am Tag." Seine Forderungen: Parkplätze umwidmen zugunsten von Radwegen sowie eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in Innenstädten – und Vorfahrt für Fahrräder. Die Niederlande, aber auch deutsche Städte wie Münster oder Erlangen zeigten, wie das geht.

E-Scooter als Teil der ökologischen Verkehrswende?

Weert Canzler setzt dabei auch auf die E-Mobilität: "Pedelecs, E-Scooter – sie alle haben einen Riesenvorteil: Sie sind leise, verbrauchen wenig Platz und können ein Bestandteil einer ökologischen Verkehrswende sein." Das Ganze dann gemeinsam genutzt durch Sharing-Angebote und per App verfügbar. "Das ist eine ganz andere Vorstellung von Mobilität."

Wem gehört die Straße?
Darüber diskutiert André Hatting am Samstag, den 22.06.2019 mit Weert Canzler und Isabell Eberlein – live von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

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