Neu im Kino: „Avatar – The Way of Water“
Der erste Avatar-Film setzte neue visuelle Standards. Auch die Fortsetzung ist bildgewaltig. © picture alliance / Everett Collection / Walt Disney Co.
Großes Spektakel mit müder Geschichte
05:18 Minuten
"Avatar – Aufbruch nach Pandora" ist, gemessen am Einspielergebnis, der erfolgreichste Film aller Zeiten. Nach 13 Jahren kommt nun die Fortsetzung in die Kinos. Regisseur James Cameron liefert erneut fantastische Bilder, doch bei der Story hapert es.
Schon die ersten Bilder sind atemberaubend. Atemberaubend schön und atemberaubend scharf. Der tiefgrüne Dschungel von Pandora, die schwebenden Felsen, die Wasserfälle, die im Nirgendwo enden. Ikonografische Bilder aus Teil eins, die hier noch schärfer, noch detailreicher, noch realistischer wirken.
Sofort nimmt „Avatar – The Way of Water“ einen wieder mit in die Welt des Mondes Pandora. Erst in den Dschungel, zur Familie von Jake Sully, der dank des neuronalen Netzwerkes seinen menschlichen Körper verlassen hat und ein Na'vi geworden ist, und seiner Frau Neyitiri. Eine Familie, mittlerweile gewachsen auf vier Kinder.
Der Frieden im Wald ist bedroht
Noch immer sind die Himmelsmenschen auf Pandora und beuten wertvolle Rohstoffe aus. Als sie den Frieden im Wald bedrohen und der als Na'vi wiederauferstandene Colonel Miles Quaritch Sully und seiner Familie nach den Leben trachtet, flieht Sully mit seiner Familie zum Na'vi-Stamm Metkayina, versucht unterzutauchen und bei dem an den Küsten lebenden Stamm Hilfe zu bekommen.
Die spektakuläre Unterwasserwelt, die James Cameron hier kreiert hat, hat es so im Kino noch nie gegeben. In minutenlangen Unterwasserszenen lässt er seine blauen Heldinnen und Helden die artenreiche Vielfalt des Ozeans erkunden, auf fliegenden Urzeitfischen reiten, ein Wasserballett mit einem Riesenwal aufführen, die Schönheit der Natur bewundern.
Über fünf Jahre haben die Dreharbeiten zu dieser Fortsetzung gedauert. Nach „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ hat Cameron erneut in 3D und teilweise mit erhöhter Bildrate von 48 Bildern pro Sekunde gedreht. Die Animationen der Unterwasserwelt sind fast schon hyperrealistisch.
Gewichte an den Füßen
Mit dem speziellen Performance-Capture-Verfahren hat er seinen Schauspielern und Schauspielerinnen um Sam Worthington, Zoe Saldana, Kate Winslet und Stephen Lang einiges abverlangt, sie die Szenen nicht nur an Land, sondern auch unter Wasser selbst drehen lassen, so Sam Worthington.
Das Prinzip des Performance-Capture-Verfahrens sei die Performance. "Wir sind auf dem Volume, einer Art Bühne. Die ganze Umgebung wird nachträglich digital hineingearbeitet. Unsere einzigen Anhaltspunkte sind die anderen Schauspieler. Darum geht es: in Beziehung zu den anderen Schauspielenden zu treten. Das ist eigentlich wie Theater spielen."
Das Technische könnte man ausblenden. "Obwohl wir einen speziellen Anzug tragen, Gewichte an den Füßen haben, eine Kopfkamera. Das sind alles nur Werkzeuge." Dabei hätten sie vom ersten Film viel gelernt. "Wenn der Film im Dschungel spielt, dann brauchen wir auch einen Dschungel in dem Volume. Wenn wir einen Speer werfen, dann werfen wir einen Speer. Das hatte hier zur Konsequenz, dass ein Film unter Wasser eben unter Wasser gedreht werden muss. Vor uns hat das einfach noch niemand gemacht."
Das Ergebnis ist zumindest visuell spektakulär. Wert legt Cameron dabei nicht nur auf die Unterwasserwelten, sondern auch auf die Kampfszenen – in denen er dann aber doch übertreibt und das explodierende Spektakel ein bisschen zu sehr feiert und im Zerstörungsmodus ist.
Wagemutig und konservativ zugleich
So wagemutig das Visuelle, so konservativ die Geschichte. In der geht es letztendlich um den Erhalt der bürgerlichen Kleinfamilie. Der Regisseur propagiert – wie in allen seinen Filmen von Terminator über Titanic bis zu Avatar – die Menschlichkeit, hier in dem Sinne, die eigene Familie zu schützen. Angereichert mit sozialen Aspekten wie Überfischung, Flüchtlingskrise, Umweltzerstörung, dem Erhalt der Artenvielfalt.
Die Geschichte um die brodelnden Familienkonflikte untereinander und den immer wiederkehrenden Rachegedanken sind über die Laufzeit von 192 Minuten ermüdend. Aber dennoch ist „Avatar – The Way of Water“ ein großes Spektakel. Cameron legt die Messlatte erneut hoch für alles, was danach kommt – und unter Wasser spielt.