Kann der Boulevard auch kreativ?
"Der Tor ist wieder am Ball" titelte die B.Z., als bekannt wurde, dass Uli Hoeneß wieder Bayern-Präsident werden soll. Der Mann hinter solch Wortwitz: Chefredakteur Peter Huth. Kreativität und Haltung möchte er dem Schmuddel-Image des Boulevards entgegenstellen.
Die Seite eins komplett in Weiß und darüber nur die Schlagzeile: "Dein Foto kommt nicht auf unseren Titel": So liegt Deutschlands älteste Boulevardzeitung, die Berliner B.Z., nach dem Münchner Attentat an den Kiosken. Der Mann hinter der Idee ist der Journalist Peter Huth.
Ausgefallene Titelseiten der B.Z. postet Peter Huth, der auch stellvertretender Chef der Bild ist, seit drei Jahren auch in die sozialen Netzwerke.
"Großer Freund von Medien mit Haltung"
"Die Seite eins ist natürlich das Plakat, was im Kiosk liegt – als Display, als Verkaufsargument – ist auf aber auf der anderen Seite auch der wichtigste journalistische Raum, das heißt wie man den gestaltet, hat auch viel damit zu tun, was möchte man aussagen. Also ich bin ja ein großer Freund der Zeitung oder der Medien mit Haltung und natürlich kann man da auch die Haltung am besten ausdrücken."
Sein Smartphone lege er kaum aus der Hand, räumt Peter Huth ein. Twitter und Facebook hat er ständig im Blick.
"Ich diskutier' wahnsinnig gern. Das habe ich immer schon gemacht und da sind die neuen Medien eine perfekte Plattform dafür. Auf der anderen Seite ist es auch eine Art, Journalismus sehr transparent zu machen. Das heißt wenn jemand eine Frage an mich hat, dann kann er die gerne per Facebook stellen und ich diskutier' das auch. Und ich sage auch, warum wir bestimmte Sachen so gemacht haben und nicht anders."
Schon als Schüler schrieb Huth für die Lokalzeitung seines Heimatortes, mit 32 wurde er Chef der "Bild" in Hamburg.
Mit 33 Jahren Herzinfarkt
Das Turboleben als Zeitungsboss bekam ihm schlecht, denn schon mit 33 hatte er einen Herzinfarkt. Dieser Schock hielt ihn aber nicht davon ab weiter zu machen, aber anders. Verarbeitet hat er die Erfahrung in seinem Buch "Infarkt: Eine Betriebsstörung".
"Wenn man in dem Bild bleibt, ist es ja so: Der Betrieb muss wieder aufgenommen werden. Ich war 33 Jahre alt, ich konnte da ja nicht den Rest meines Lebens auf dem Ergometer und am Luganer See verbringen. Das heißt ich musste wieder zurück in den Job. Aber nach einer Betriebsstörung kann man ja auch was ändern. Da ändert man Stellschrauben, da ändert man bestimmte Sachen im Leben usw. Und das habe ich gemacht."
Im Springer Verlag gibt es nur noch wenige Hierarchien über ihm, er hat inzwischen drei weitere Bücher geschrieben – unter anderem vor zwei Jahren seinen ersten Roman -, und er arbeitet hart daran, durch mehr Kreativität und Haltung das Schmuddel-Image des Boulevardjournalismus zu verringern.