"B12 - gestorben wird im nächsten Leben" kommt am 19.7. in die bayerischen Kinos. Demnächst soll er - mit Untertiteln versehen - auch in anderen Bundesländern zu sehen sein.
Wo Selbstoptimierung ein Fremdwort bleibt
Ein Imbiss an der B12 und seine größtenteils über achtzigjährigen Stammgäste – das ist der Stoff, aus dem Christian Lerch seinen neuen Dokumentarfilm gemacht hat. Eine bayerische Dokumentarkomödie über einen "Durchgangsort, der auch Heimat ist".
Auf den ersten Blick sind es vor allem traurige Gestalten, die ihre Tage im Imbiss der Raststätte B12 verbringen: der 89-jährige Senior-Imbisschef Lorenz "Lenz" Gantner, der immer wieder betont, er wolle nur noch sterben – oder wie es auf bayerisch heißt: "I mechad nur noch sterben". Sein Sohn Manfred "Mane" Gantner, der den Imbiss gegen den Willen des Vaters umgebaut hat, wobei unglücklicherweise die Fenster verkehrtherum eingesetzt wurden. Auch die Stammgäste, fast alle über 80, scheinen nicht auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen.
Hier würde niemand den anderen fallen lassen
Für den Filmemacher, Schauspieler und Drehbuchautor Christian Lerch hat der Ort jedoch eine gewisse Magie: "Weil es ein Ort ist, an dem ganz, ganz wenig selbstoptimiert wird. An dem auch Solidarität herrscht. An dem niemand den anderen fallen lassen würde", sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Er muss es wissen, denn er hat sehr viel Zeit dort verbracht: Sein Dokumentarfilm über den Imbiss "B12 – gestorben wird im nächsten Leben" kommt am Donnerstag in die bayerischen Kinos.
Dass es solche Orte wie den Imbiss an der B12 gibt, findet Lerche "wahnsinnig wichtig". Denn dort würden Menschen wie der inzwischen 90-jährige Lenz aufgefangen:
"Da ist so ein großes US-Car-Treffen, und da ist unter anderem so eine Gasoline-Gang, das sind so Harley-Fahrer. Und da wird der dann hingeschoben und sitzt mit denen lachend und trinkend am Tisch. Und so was finde ich wahnsinnig wertvoll", sagt Lerch.
"Wenn ich mir vorstelle, der wäre irgendwo in einem Altersheim mit rundherrum nur Gleichaltrigen – abgeschoben oder abgestellt – fände ich das deutlich weniger wertvoll."
Ein Durchgangsort, der Heimat ist
Er selbst gehe gern an Orte wie das Rasthaus B12: "Es sind diese Ort, wo mit einer Selbstverständlichkeit Leute, die sich eben nicht ständig selbst optimieren, treffen und miteinander leben können. Und auch andere hereinlassen und wieder hinauslassen, also Durchgangsorte, die aber eben auch Heimat sind."