Sharon Dodua Otoo - die einzig mögliche Siegerin
Nach drei Tagen Lesewettbewerb steht die Gewinnerin fest: Es ist die in Berlin lebende britische Autorin Sharon Dodua Otoo. Sie erhält den 40. Ingeborg-Bachmann-Preis für ihren Text "Herr Gröttrup setzte sich hin".
Die in Berlin lebende britische Autorin Sharon Dodua Otoo ist Trägerin des Ingeborg-Bachmann-Preises 2016. Sie erhält den Preis für ihren Text "Herr Gröttrup setzte sich hin". Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der unangestrengten Satire über den deutschen Alltag, in dem ein Frühstücksei den Aufstand wagt.
Otoo ist eine "gute, die einzig mögliche Entscheidung", sagt Deutschlandradio-Kultur-Redakteur Kolja Mensing. Die gebürtige Britin mit Wurzeln in Ghana sei eine Überraschungssiegerin. Kein Literaturkritiker habe sie auf dem Zettel gehabt. Sie verstehe sich eher als Aktivisten für schwarzes Empowerment denn als Schriftstellerin. Bisher habe sie nur zwei Romane in kleinen Verlagen veröffentlicht.
Frühstücksslapstick wie bei Loriot
Mensing zufolge hat Otoo als einzige Kandidatin eine Geschichte geschrieben, "die sich rausbewegt aus diesem ermüdenden Feld der traditionellen literarischen Bezüge". In dem Text "Herr Gröttrup setzte sich hin" erzählt ein Frühstücksei die Geschichtes eines älteren Mannes, der zu Zeiten des Nationalsozialismus Raketeningenieur gewesen ist. Nach dem Krieg ging er in die Sowjetunioin, um Raketen für die Russen zu bauen. Über den historischen Hintergrund hätte der Text mehr erzählen können, findet Mensing.
Es sei eine Stichwahl nötig gewesen, weil das Feld ingesamt mittelmäßig und schwach gewesen sei. Es habe nicht den einen starken Text gegeben, wie etwa im letzten Jahr, als Nora Gomringer den Hauptpreis gewann. Mensing bemängelte die halbherzigen Diskurse in der Mehrheit der Texte.
Publikumspreis an Wienerin Stefanie Sargnagel
Den "3Sat-Preis" erhielt die 1980 geborene Autorin Julia Wolf für ihren Text "Herr Nowack bleibt liegen" - ein Text, "gegen den man gar keine Einwände haben kann", sagte Mensing im Deutschlandradio Kultur. Von Wolf werde man noch hören. Den Publikumspreis gewann Stefanie Sargnagel, "der bunte Internetvogel", so Mensing. Die 30-jährige Wienerin erhielt die meisten Stimmen bei der Online-Abstimmung.
Der Ingeborg-Bachmann-Preis gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Er ist mit 25.000 Euro dotiert. Namensgeberin ist die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973). Im Juni hätte die in Klagenfurt geborene Lyrikerin ihren 90. Geburtstag gefeiert. Zu ihren bekanntesten Werken zählen "Der gute Gott von Manhattan" und "Malina". 1964 erhielt Bachmann den Georg-Büchner-Preis.