"Die meisten Texte haben mich enttäuscht"
Gestern ging der 40. Lesewettstreit in Klagenfurt zu Ende, und am Ende stand die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo als strahlende Siegerin da. Zu Recht, meint Wiebke Porombka. Viele andere Texte wirkten hingegen zu beflissen auf die Literaturkritikerin.
Die Literaturkritikerin Wiebke Porombka hat ein gemischtes Fazit des Wettlesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt gezogen. Die meisten Texte hätten sie enttäuscht, sagte Porombka im Deutschlandradio Kultur. Gerade die Autoren, die mit einem politischen Thema angetreten seien, hätten vor allem "beflissen" gewirkt.
"Da wurde die Aktualität zum Selbstzweck. Das ist dann immer ein bisschen ärgerlich und ästhetisch nicht überraschend", so die Kritikerin. "Ganz im Gegenteil" zur Siegerin, der britischen Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo. Ihr Beitrag sei brillant und sehr witzig gewesen, sagte Porombka. Sie lobte den Text als "einfache, kleine Parabel", die mit "denkbarster Leichtigkeit" die größte Wirkung entfalte und sich der Vermessbarkeit entziehe.
Die Debatte der Juroren war lehrreich und erhellend
Auch den Beitrag von Stefanie Sargnagel lobte Porombka. Dieser sei ebenfalls sehr politisch gewesen und zeige eine junge Frau, die sich dem gegenwärtigen Optimierungwahn entziehe. Zufrieden war Porombka auch mit dem Umgang der Jury mit den Beiträgen. Zwar hätten die Juroren nicht so lebhaft diskutiert wie im vergangenen Jahr, die Debatte sei aber sehr erhellend und lehrreich gewesen.
Die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo war gestern mit dem 40. Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden. Die in Berlin lebende, gebürtige Britin mit ghanaischen Wurzeln erhielt die Ehrung für ihren Text "Herr Gröttrup setzt sich hin", in dem ein Frühstücksei den Aufstand probt. Insgesamt hatten sich 14 Autorinnen und Autoren bei dem dreitägigen Wettlesen um den Preis beworben.