"Ich versuche immer, eine Heftigkeit in der Sprache zu erzeugen"
Mit einem Text über einen kranken Mann und seinen Tiefkühlkost-Lieferanten hat Ferdinand Schmalz den diesjährigen Bachmannpreis gewonnen. Im Interview erklärt der Dramatiker, warum ihn die Menschen bisweilen schief anschauen, wenn er im Kaffeehaus arbeitet.
Beim Wettlesen um den renommierten Ingeborg-Bachmannpreis hat sich der österreichische Dramatiker Franz Schmalz gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Im Zentrum seines Siegertextes "mein lieblingstier heißt winter" stehen der Tiefkühlkost-Lieferant Franz Schlicht und der krebskranke Dr. Schauer. Dieser will Schlaftabletten nehmen und sich anschließend in seine Tiefkühltruhe legen, um dort sanft zu entschlafen.
Die Namen seiner Charaktere seien ganz bewusst gewählt, betonte Schmalz am Sonntag im Deutschlandfunk Kultur. "Ich versuche meinen Figuren Kunstnamen zu geben, um die Künstlichkeit der Figur herauszuheben." Sie seien ja keine psychologischen Charaktere und die klingenden Namen sollten die "Überhöhung antriggern".
Texte sollen auch gesprochen funktionieren
Beim Schreiben seiner Texte durchläuft der Autor nach eigener Aussage drei Phasen. Die Recherche erfolge schweigend in der Bibliothek. Beim Verfassen des ersten Textentwurfs – meist in einem Wiener Kaffeehaus – brabbele er dann so vor sich hin. Das führe dazu, dass ihn die anderen Gäste bisweilen schief anschauten. Die letzte Phase könne dann nur zu Hause stattfinden, denn dann lese er sich den Text laut vor.
"Für mich ist es immer am schönsten, wenn eine Sprache gesprochen auch funktioniert", betont Schmalz. "Ich versuche immer eine Intensität oder Heftigkeit in der Sprache zu erzeugen. Das funktioniert viel über Umstellung der Satzstruktur über kleine Störungen über eine Rhythmisierung des Textes." Das bedeute sehr viel Kleinarbeit beim literarischen Schreiben.
Blick von Randfiguren auf des Zentrum
Der 1985 geborene Theaterwissenschaftler Schmalz tritt als Kunstfigur auf und heißt mit bürgerlichem Namen Matthias Schweiger. Er ist der Autor von Theaterstücken wie "am beispiel der butter" und "dosenfleisch". Als Dramatiker sehe er sich in einem gewissen Verhältnis zur Volksstück-Tradition. "Mich interessiert an dieser Tradition immer dieser Blick der Randfiguren, die auch eine Randsprache haben."
Der Bachmannpreis ist der Hauptpreis der 41. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt und mit 25.000 Euro dotiert.
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(uz)