Eine Stadt erfindet sich neu
Bad Godesberg am Rhein bemüht sich um eine neue Identität. Der Umzug der Bundesregierung - und mit ihr der Botschaften - schmerzt immer noch. Aber die Stadt hat sich auf den Weg gemacht, mit Bürgerbeteiligung und zähem politischen Willen.
"Wir hatten hier schon Multikulti, da wusste da draußen noch niemand, was das ist!" Sagt der Hotelier Fritz Georg Dreesen, dessen international frequentierter Familienbetrieb seit 1894 in Bad Godesberg steht. Er spielt auf Aktivitäten der Wutbürger in Bad Godesberg an, die es hier wie im ganzen Land gibt. In Bad Godesberg klingen fremdenfeindliche Rufe jedoch besonders absurd. Denn hier, einem Ortsteil der alten Hauptstadt Bonn am Rhein, arbeiteten einmal mehr als 150 Botschaften. In Godesberg traf sich die Welt.
Bis die Regierung 1999 nach Berlin umzog. Die abgezogenen Botschafter samt Personal hinterließen in Godesberg eine Lücke. Sie schmerzt bis heute. Die edlen Botschaftsgrundstücke standen lange leer, verfielen oft oder gerieten in dubiose Hände. Statt elitärem Flair gab es plötzlich Arbeitslosigkeit und Provinzialität. Und immer wieder Gerüchte von einer Hochburg der Islamisten.
Seit einiger Zeit bemüht sich also Godesberg um eine neue Identität. Mit Bürgerinitiativen, Leitbildkonferenzen und zähem politischem Willen. Ein mühsamer Prozess der Selbstfindung und demokratischer Willensbildung. Innenansichten aus einer Stadt auf dem Weg zurück zu altem Glanz.