OMG - Objekte mit Geschichte
Badisches Landesmuseum - Schloss
76131 Karlsruhe
bis zum 29. Mai 2016
Weitere Informationen auf der Website des Museums
Aus dem Depot ans Tageslicht
In Karlsruhe werden ungewöhnliche Exponate gezeigt, die ansonsten nur im Depot lagern. Ausgewählt wurden sie vom wissenschaftlichen Nachwuchs des Badischen Landesmuseums. Jedes der Objekte erzählt eine ganz eigene Geschichte - manches davon klingt fast unglaublich.
Weit mehr als 350.000 Objekte beherbergt das Badische Landesmuseum Karlsruhe, aber nicht jedes von ihnen ist auf dem üblichen Weg in die Sammlung gekommen. So lagern im Depot auch zahlreiche ungewöhnliche Objekte, zum Beispiel Ankäufe von Raubgut, außergewöhnliche Schenkungen oder Kunstschätze, die auf Ebay beschlagnahmt wurden. Hinter den Objekten verbergen sich zum Teil unglaubliche und skurrile Geschichten. Seit Freitag sind sie in der Ausstellung "OMG – Objekte mit Geschichte" zu entdecken - einem Gemeinschaftsprojekt der wissenschaftlichen Nachwuchskräfte des Museums.
Auf der Suche nach außergewöhnlichen Erwerbungsgeschichten und den Menschen hinter den Dingen haben die Volontärinnen und Volontäre Objekte zusammengetragen, die sonst nie öffentlich präsentiert werden, zum Beispiel eine Gruppe rußgeschwärzter Exponate, bei denen es vor allem auf den Bezug zur Museumsgeschichte ankommt (siehe das Bild ganz oben):
Als das Schloss beim heftigsten Luftangriff der Alliierten 1944 beinahe vollständig zerstört wurde, befanden sich noch Museumsobjekte in den Mauern. Losgelöst von ihrer ursprünglichen kulturhistorischen Bedeutung erinnern sie als "Überlebende" des Schlossbrandes an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte.
Eine Gruppe von Schwarzwälder Trachtenpuppen erwarb das Landesmuseum von einer Sammlerin, die mit dem Geld einen palästinensischen Gefangenen aus israelischer Haft freikaufte.
Die meisten Ausstellungsstücke wurden noch nie gezeigt
Solche und ähnliche Geschichten kann Celia Haller berichten, eine der Nachwuchs-Kuratorinnen. "OMG", so sagt sie, unterscheidet sich von anderen Nachwuchsausstellungen dadurch, dass sie gemeinsam von Volontären aus allen Fachbereichen des Museums kuratiert wurde - dass also auch Kräfte aus Werkstätten und Marketing beteiligt waren.
"Wir sind ja ein kulturhistorisches Museum, das heißt, wir machen einen breiten Rundumschlag durch alle Zeiten", sagte Haller am Freitag im Deutschlandradio Kultur, "und diese Objekte sind alles Objekte, die man normalerweise sonst nicht zu Gesicht bekommt." Die meisten der Ausstellungsstücke seien noch nie öffentlich gezeigt worden.
Augmented Reality - neue Wege in der Besucherinformation
Bei der Konzeption der Ausstellung hätten auch die Provenienz-Forschung und die Geschichte des eigenen Hauses eine Rolle gespielt. "Mit frischem Blick" hätten die Ausstellungsmacher ihr Projekt realisiert und dabei viele neue Erkenntnisse gewonnen.
Zum Beispiel habe das Alter mancher Stücke neu bestimmt werden können - und man habe viel darüber gelernt, wie sich die Sammlungspolitik im Laufe der Jahrhunderte verändert habe. So habe das Badische Landesmuseum im 19. Jahrhundert viel stärker repräsentativ gesammelt, also Einzelstücke erworben. Als Beispiel nannte Haller vier zusammenhängende Glasscheiben, von denen früher nur eine oder zwei herausgegriffen worden wären. Heute dagegen würde man wahrscheinlich alle vier ankaufen, um auch den Sammlungskontext zu dokumentieren.
Neue Wege geht die Ausstellung in Karlsruhe auch bei den begleitenden Informationen, die den Besuchern vermittelt werden. Dabei sind die Objektgeschichten virtuell mit einer "Augmented Reality"-App erfahrbar. Damit, so Haller, sollen auch jüngere Zielgruppen erschlossen werden:
"Wenn man die Vitrine scannt mit dem Smartphone oder den hauseigenen iPods, kann man in der Vitrine den Nachwuchswissenschaftler in derselben Größe wie das Objekt neben das Objekt treten lassen - und bekommt dann die Geschichte des Objekts in 45 Sekunden bis einer Minute persönlich präsentiert."