Liane Bednarz ist Publizistin und promovierte Juristin mit dem Schwerpunkt Neue Rechte, Populismus und religiöse Bewegungen. Ihr Studium absolvierte sie in Passau, Genf und Heidelberg. Sie ist regelmäßige Gastkommentatorin beim SPIEGEL und betreibt mit dem Publizisten Alan Posener den Blog "Starke Meinungen". Ihre Texte werden in der NZZ, der FAS und dem "Freitag" publiziert. 2018 erschien ihr Buch "Die Angstprediger – Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern".
Dynamisch, kompetent, gut vorbereitet
12:55 Minuten
Als überzeugend erlebt die Publizistin Liane Bednarz die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock. Sie habe dem Co-Vorsitzenden Robert Habeck den Rang abgelaufen. Seine Wissenslücken und Selbstdarstellung hätten ihm geschadet.
In der öffentlichen Wahrnehmung habe die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck den Rang abgelaufen, lobte die Publizistin Liane Bednarz die Entscheidung der Grünen für die Kanzlerkandidatin. "Sie fällt auf durch eine extrem gute Vorbereitung, sie wirkt sehr kompetent, zugleich wirkt sie dynamisch, sie hat eine sehr unmittelbare Art, das Publikum anzusprechen."
Baerbock wirke nicht abgehoben und verfalle nicht in diesen typischen Politikersprech. "Sie ist eine Frau, was auch nicht schaden kann, wenn man sich anschickt, die zweite Bundeskanzlerin nach Angela Merkel zu werden." Dieses Gesamtpaket sei am Ende so überzeugend gewesen, dass Habeck offenbar das Wohl der Partei in den Vordergrund gestellt und von sich aus zurückgezogen habe.
Habecks Wissenslücken
Das Philosophische habe sich bei dem früheren Grünen-Star Habeck dagegen etwas abgenutzt, als zu merken gewesen sei, dass er thematisch nicht immer trittsicher auftritt. "Er hat Wissenslücken bei wichtigen Themen gezeigt", sagt Bednarz. So beispielsweise bei der Pendlerpauschale. Er habe nicht so recht gewusst, was die Bundesstelle für Finanzaufsicht (Bafin) ist. "Die Deutschen neigen schon sehr dazu, es zu mögen, wenn jemand wirklich sehr, sehr versiert in Sachthemen ist."
Außerdem habe Habeck es mit der Inszenierung überzogen. Bednarz erinnerte an ein Bild auf Instagram, wo er sich von Wildpferden habe beschnuppern lassen. "Irgendwann ist so etwas ein bisschen over the top." Was zu Beginn fasziniert habe, werde dann irgendwann etwas nervig.
Anders als bei der CDU
Baerbock verfüge zwar über keine Regierungserfahrung, aber stehe für eine sehr erfolgreiche Zeit an der Spitze der Partei. Die Grünen hätten sich zusammengerauft und von ihren chaotischen Zeiten Abstand genommen. "Im Gegensatz zur CDU, da läuft das gerade umgekehrt", sagt das CDU-Mitglied. Sie bewundere, wie professionell das Nominierungsverfahren abgelaufen sei.
(gem)