Ein Schlichter muss her
Es ist schon wieder so weit: Die Lokführergewerkschaft GDL streikt und legt im ganzen Land den Zugverkehr lahm. Es scheint, als sei der Streit mit der Bahn eine Never Ending Story. Der Tarif-Experte Hagen Lesch fordert ein Ende der Parallel-Verhandlungen mit zwei Gewerkschaften.
Seit Mittwochmorgen bestreikt die Lokführergewerkschaft GDL auch den Personenverkehr. Die Behinderungen im Berufsverkehr sind erheblich. In Berlin fielen neben zahlreichen Zügen im Fern- und Regionalverkehr auch die meisten S-Bahnen aus oder fuhren wesentlich seltener. Bahn und Gewerkschaft wiesen sich erneut gegenseitig die Schuld für den Arbeitskampf zu, der im Personentransport bis Donnerstag um 21 Uhr und im Güterverkehr bis Freitag um 9 Uhr dauern soll.
Es dränge sich der Vorschlag auf, einen Schlichter einzuschalten, sagt Hagen Lesch, Leiter des Kompetenzfeldes Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen am arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Die persönliche Atmosphäre im Verhältnis zwischen dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky und den Verantwortlichen der Bahn sei so schlecht, dass man zwischen ihnen deeskalieren müsste.
Gegen parallele Verhandlungen
Positiv zu bewerten sei, dass es in den aktuellen Verhandlungen immerhin um tarifliche Inhalte gehe, in den vorangegangenen Streiks sei nur diskutiert worden, ob es generell einen eigenen Tarifvertrag für Zugbegleiter geben sollte.
Hauptproblem der Verhandlungen sei es, dass es zwei Gewerkschaften gebe, mit denen sich die Bahn getrennt voneinander bespricht. "Es macht keinen Sinn, mit zwei Gewerkschaften parallel zu verhandeln", sagt Lesch. Die Vertreter der Eisenbahngewerkschaft EVG und der GDL sollten sich zusammen an einen Tisch mit den Bahn-Verantwortlichen setzen.
Klar sei, dass der Streik die Bahn finanziell stark belaste, sagt Lesch. Ein Streiktag koste bis zu zehn Millionen Euro. Die Bahn würde massiv Geld verlieren, wenn die GDL weiterhin streiken würde, auf jeden Fall im dreistelligen Millionenbereich.