Bahnfahren in Europa

Neue Chancen für den Nachtzug

06:55 Minuten
Ein Nachtzug der ÖBB steht im Bahnhof Hamburg-Altona bereit.
Ein Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in Hamburg-Altona. Die Deutsche Bahn betreibt derzeit keine Nachtzüge mehr. © picture alliance / dpa / Bodo Marks
Sebastian Wilken im Gespräch mit Ute Welty |
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Bei der EU-Verkehrsministerkonferenz soll auch über einen Ausbau der Nachtzüge geredet werden. Ihnen könnte in einem europäischen Schienenverkehrsnetz eine Schlüsselrolle zukommen, sagt der Blogger Sebastian Wilken.
Bei der Deutschen Bahn schien die Ära der Nachzüge vorbei zu sein. Doch nun will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei der heutigen EU-Verkehrsministerkonferenz eine neue Initiative für ein europäisches Schienenverkehrsnetz anstoßen, mit dem auch lange Strecken innerhalb der EU attraktiver werden sollen. Dabei könnte auch den Nachtzugverbindungen eine zentrale Rolle zukommen.

Boom der Nachtzüge in Europa

"Mit dem Zug zu fahren, ist eine der klimaschonendsten Möglichkeiten zu reisen", sagt Sebastian Wilken. Er betreibt von Finnland aus den Blog "Train Tracks", der empfiehlt, Europa mit dem Zug zu entdecken.
Mit der Klimaschutzdebatte erkläre sich auch, warum Nachtzüge in Europa inzwischen boomen. Daran habe auch die Umweltbewegung "Fridays for Future" ihren Anteil. So sei die Klimaaktivistin Greta Thunberg sehr medienwirksam mit dem Nachtzug nach Davos gefahren und habe den Nachtzug wieder stärker ins Bewusstsein der Leute gerückt.
Warum sich die Deutsche Bahn bisher so gegen Nachtzüge gesträubt habe, könne er sich eigentlich nicht erklären, sagt Wilken. In vielen Nachbarländern, unter anderem in Österreich oder in der Schweiz, gebe es Initiativen, um das Angebot weiter auszubauen.
Erst vergangene Woche habe die Deutsche Bahn dagegen auf Twitter verbreitet, dass Nachtzüge nicht mehr zeitgemäß seien und es dafür keine Nachfrage gebe. Deshalb sei er nun auf die Initiative von Scheuer in Brüssel gespannt.

Echte Alternative zum Flug

Für ihn spiele der Nachtzug in europäischen Verkehrskonzepten eine Schlüsselrolle, so der Blogger. Für Reisende von Hamburg nach Zürich oder sogar noch weiter nach Rom sei der Nachtzug eigentlich die einzige sinnvolle Alternative zum Flug: "Wer will sich schon zehn oder zwölf Stunden am Tag in den Zug setzen?"
Eines der größten Probleme sei allerdings bisher, dass ein europaweites Buchungs- und Ticketsystem im Internet fehle, sagt Wilken.

"Für mich ist das eine andere Form des Reisens, gemütlich und entspannt", erklärt Wilken, warum er selbst ein Nachtzug-Fan ist. Es sei auch zeiteffektiv. "Man verschwendet wenig wertvolle Tageszeit, die kann man dann lieber an seinem Ziel verbringen."
(gem)
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