Bald mehr Platz für Beuys?
SMAK-Direktor Philippe Van Cauteren erträumt sich eine Erweiterung für sein Museum für Gegenwartskunst SMAK in Gent. In einer leer stehenden benachbarten Halle ließen sich dauerhaft 600 bis 700 Arbeiten unterbringen. Den für dieses ehrgeizige Projekt nötigen Enthusiasmus hat er sich vom Ehrendirektor des Museums abgeschaut: Das ist der legendäre Jan Hoet.
In der hohen, luftigen Eingangshalle schwebt eines der rätselhaften Flugobjekte des Belgiers Panamarenko. Im langen Gang zwischen den Sälen schimmert die schnurgerade Linie aus Kupferplatten des amerikanischen Objektkünstlers Carl André. Eines der wichtigsten Werke von Joseph Beuys lockt in ein Kabinett: die "Wirtschaftswerte". Armselige Metallregale sind mit Billigwaren, ein Schildchen umschreibt sie als Lebensmittel aus der DDR, spärlich gefüllt. Dahinter hängen Gold gerahmte Porträts bärtiger Herren. Laut Beuys Zeitgenossen von Karl Marx. Im ersten Stock erregen Installationen mit ihren Geräuschen Aufmerksamkeit, etwa "PIG" ("Piece in Ghent") des Amerikaners Jason Rhoades. Eine immense Rumpelkammer, die sich allerdings subtil auf den "Genter Altar" von Jan van Eyck in der Kathedrale der Stadt bezieht.
Allerdings: Viele andere Schlüsselwerke der Sammlung, von Francis Bacon und René Magritte bis Christo oder Ilja Kabakow sind im Depot geblieben. Für die Konzentration auf gerade zwei Dutzend Künstler nennt der Direktor des SMAK, Philippe Van Cauteren, folgenden Grund:
"Das sind diese Gruppen, Künstler, die intensiv gesammelt worden sind, Künstler, die gestern wie heute eine wichtige Rolle für das Museum gespielt haben und weiterhin spielen. Das ist natürlich keine repräsentative Auswahl, aber diese Ausstellung geht in die Tiefe. Sie zeigt, was ein Künstler bedeuten kann."
Hier wird auch aus der Not eine Tugend gemacht. An einem schwülwarmen Sommertag fallen nämlich zwei Probleme auf. Das Museum ist mit 3500 Quadratmetern viel zu klein, um eine größere Präsentation zu erlauben. Und das Gebäude ist nicht klimatisiert, was sowohl den Gemälden als auch den teilweise sehr fragilen Installationen auf Dauer nicht gut bekommt.
Schließlich sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht optimal – vor ein paar Jahren wurde am helllichten Tag eine Arbeit von Panamarenko gestohlen. Diese Umstände bestimmen die Politik des Hauses, wechselnde Ausstellungen zu bringen. Dabei wird es vorläufig auch bleiben. Statt hohe Summen in das bestehende Gebäude zu investieren, setzt sich das Museum lieber für eine andere Lösung ein:
"Gerade an das Museum schließt sich eine riesige Halle an, die rund 14000 Quadratmeter groß ist, aber die jetzt wie ein schlafender Dinosaurus im Park liegt, die nicht benutzt wird, die nicht gepflegt wird, und die eigentlich betet, um benutzt zu werden. Die klebt am SMAK. Dann ist es logisch und sogar realistisch zu nennen, dort eine Erweiterung des Museums zu entwickeln, wo man 600 bis 700 Arbeiten unterbringen könnte."
Realistisch? Das klingt in Zeiten knapper Kassen recht vermessen. Aber diese Einschätzung teilt Philippe Van Cauteren keineswegs:
"Das hat etwas damit zu tun, dass der Ehrendirektor dieses Hauses mir beigebracht hat, dass man Enthusiasmus braucht, damit dieses Ziel realisiert werden kann."
Der Ehrendirektor – das ist der legendäre Jan Hoet – betrieb unermüdlich Lobbyarbeit und bekam schließlich "sein" SMAK. Träger des Museums sind heute die Stadt Gent und ein Fördererkreis. Ihm gehören florierende Unternehmen und betuchte Privatsammler an. Ihre Spenden werden dann sowohl von der Stadt als auch vom flämischen Kulturministerium noch einmal aufgestockt.
Über welche Finanzkraft sie verfügen, lässt sich gut daran ablesen, dass sie regelmäßig große, teure Ausstellungen bezuschussen, fast immer eines oder mehrere der dort gezeigten Werke für das SMAK erwerben und ebenso regelmäßig wichtige Arbeiten aus ihren eigenen hervorragenden Sammlungen schenken. Seit jeher pflegen Fördererkreis und Museumsleitung auch die Kontakte zu den Künstlern, wodurch seinerzeit auch Joseph Beuys zu Schenkungen und Preisnachlässen bereit war. Utopien werden in Gent letztlich konkret. Doch bis die Ausstellungsfläche auf die Nachbarhalle ausgedehnt werden kann, hält Philippe Van Cauteren – gezwungenermaßen - am bisherigen Kurs fest:
"In diesem Bereich kann man verschiedene Arten von Ausstellungen unterscheiden. Manche von etablierten Künstlern, von denen wir denken, angesichts eines Publikums, das sehr oft unter kunsthistorischer Amnesie leidet – Wer von den jungen Künstlern kennt Beuys noch? – nehmen wir die Verantwortung, diese Künstler zu zeigen. Gleichzeitig werden wir auch jüngere Künstler zeigen. Und dazwischen kommt die Sammlung, aber als Komplement, als eine Art Gesprächspartner für die Wechselausstellungen."
Was den Zugang zur gesamten Sammlung betrifft, wird ein Vorhaben verwirklicht, das im digitalen Zeitalter nur logisch ist. Ein wissenschaftlicher Œuvre-Katalog, der ins Internet gestellt wird.
Homepage des SMAK
Allerdings: Viele andere Schlüsselwerke der Sammlung, von Francis Bacon und René Magritte bis Christo oder Ilja Kabakow sind im Depot geblieben. Für die Konzentration auf gerade zwei Dutzend Künstler nennt der Direktor des SMAK, Philippe Van Cauteren, folgenden Grund:
"Das sind diese Gruppen, Künstler, die intensiv gesammelt worden sind, Künstler, die gestern wie heute eine wichtige Rolle für das Museum gespielt haben und weiterhin spielen. Das ist natürlich keine repräsentative Auswahl, aber diese Ausstellung geht in die Tiefe. Sie zeigt, was ein Künstler bedeuten kann."
Hier wird auch aus der Not eine Tugend gemacht. An einem schwülwarmen Sommertag fallen nämlich zwei Probleme auf. Das Museum ist mit 3500 Quadratmetern viel zu klein, um eine größere Präsentation zu erlauben. Und das Gebäude ist nicht klimatisiert, was sowohl den Gemälden als auch den teilweise sehr fragilen Installationen auf Dauer nicht gut bekommt.
Schließlich sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht optimal – vor ein paar Jahren wurde am helllichten Tag eine Arbeit von Panamarenko gestohlen. Diese Umstände bestimmen die Politik des Hauses, wechselnde Ausstellungen zu bringen. Dabei wird es vorläufig auch bleiben. Statt hohe Summen in das bestehende Gebäude zu investieren, setzt sich das Museum lieber für eine andere Lösung ein:
"Gerade an das Museum schließt sich eine riesige Halle an, die rund 14000 Quadratmeter groß ist, aber die jetzt wie ein schlafender Dinosaurus im Park liegt, die nicht benutzt wird, die nicht gepflegt wird, und die eigentlich betet, um benutzt zu werden. Die klebt am SMAK. Dann ist es logisch und sogar realistisch zu nennen, dort eine Erweiterung des Museums zu entwickeln, wo man 600 bis 700 Arbeiten unterbringen könnte."
Realistisch? Das klingt in Zeiten knapper Kassen recht vermessen. Aber diese Einschätzung teilt Philippe Van Cauteren keineswegs:
"Das hat etwas damit zu tun, dass der Ehrendirektor dieses Hauses mir beigebracht hat, dass man Enthusiasmus braucht, damit dieses Ziel realisiert werden kann."
Der Ehrendirektor – das ist der legendäre Jan Hoet – betrieb unermüdlich Lobbyarbeit und bekam schließlich "sein" SMAK. Träger des Museums sind heute die Stadt Gent und ein Fördererkreis. Ihm gehören florierende Unternehmen und betuchte Privatsammler an. Ihre Spenden werden dann sowohl von der Stadt als auch vom flämischen Kulturministerium noch einmal aufgestockt.
Über welche Finanzkraft sie verfügen, lässt sich gut daran ablesen, dass sie regelmäßig große, teure Ausstellungen bezuschussen, fast immer eines oder mehrere der dort gezeigten Werke für das SMAK erwerben und ebenso regelmäßig wichtige Arbeiten aus ihren eigenen hervorragenden Sammlungen schenken. Seit jeher pflegen Fördererkreis und Museumsleitung auch die Kontakte zu den Künstlern, wodurch seinerzeit auch Joseph Beuys zu Schenkungen und Preisnachlässen bereit war. Utopien werden in Gent letztlich konkret. Doch bis die Ausstellungsfläche auf die Nachbarhalle ausgedehnt werden kann, hält Philippe Van Cauteren – gezwungenermaßen - am bisherigen Kurs fest:
"In diesem Bereich kann man verschiedene Arten von Ausstellungen unterscheiden. Manche von etablierten Künstlern, von denen wir denken, angesichts eines Publikums, das sehr oft unter kunsthistorischer Amnesie leidet – Wer von den jungen Künstlern kennt Beuys noch? – nehmen wir die Verantwortung, diese Künstler zu zeigen. Gleichzeitig werden wir auch jüngere Künstler zeigen. Und dazwischen kommt die Sammlung, aber als Komplement, als eine Art Gesprächspartner für die Wechselausstellungen."
Was den Zugang zur gesamten Sammlung betrifft, wird ein Vorhaben verwirklicht, das im digitalen Zeitalter nur logisch ist. Ein wissenschaftlicher Œuvre-Katalog, der ins Internet gestellt wird.
Homepage des SMAK