Balkan

"Das schlimmste Hochwasser seit 120 Jahren"

Zerstörerische Fluten: Hochwasser in der Ortschaft Bosanski im Norden Bosniens.
Zerstörerische Fluten: Hochwasser in der Ortschaft Bosanski im Norden Bosniens. © dpa / picture alliance / Fehim Demir
Die Pegelstände gehen in den überfluteten Regionen auf dem Balkan zurück, das Desaster aber bleibt: Als Überbleibsel aus dem Bosnienkrieg könnten Landminen freigespült werden, erklärt Bodo Weber vom Democratization Policy Council.
"In Bosnien ist die Situation besonders dramatisch", sagte Weber am Montag im Deutschlandradio Kultur. "Wir haben im Land noch etwa 120.000 verbliebene Minen aus dem Bosnien-Krieg." Das Problem sei, "dass viele dieser Minen ohne Pläne verlegt worden sind" - die Lage der gefährlichen Sprengkörper sei daher nicht bekannt.
Ursprünglich sollten bis 2019 alle Landminen geräumt werden, so Weber. Dieses Vorhaben sei allerdings schwer umsetzbar: "Leider ist die schwierige politische Lage mit dem ganz schlecht funktionierenden Staat auch dafür verantwortlich, dass hier viel weniger getan worden ist als geplant."
"Eine ganz große Solidaritätswelle" unter den Menschen
Positiv sei die Solidarität der Menschen untereinander hervorzuheben: "Insgesamt sehen wir eine ganz große Solidaritätswelle: Studenten, die in großen Gruppen zu ganz stark betroffenen Orten gegangen sind, um da zu helfen." Der "territorial stark fragmentierte" Staat zeige sich dagegen handlungsunfähig: Der Katastrophenschutz sei "nicht zentral geregelt; das hat in früheren Jahren bei einer Naturkatastrophe wie Waldbränden oft sehr hinderlich gewesen".
Das Hochwasser werde für Bosnien und Herzegowina dramtische Folgen haben, sagte Weber. Es handle sich für das Land um "das schlimmste Hochwasser seit 120 Jahren". Durch politische Krisen sei der "Staat extrem ökonomisch und sozial heruntergewirtschaftet". Die Haushalte seien "über die Grenze verschuldet", es fehlten daher die Mittel, "um so massive Schäden zu sanieren".
phe