Bambara Blues

Lohnende Ausgrabung

Von Carsten Beyer |
Lobi Traoré galt bereits zu Lebzeiten als "Meister des Bambara Blues". Vor drei Jahren starb der malische Gitarrist und Sänger unerwartet. Bereits drei Alben sind posthum erschienen - das jüngste ist ein Live-Mitschnitt aus einem Nachtclub in Bamako und zeigt Lobi Traoré zu Anfang seiner Karriere.
Die Geschichte dieses Album ist ungewöhnlich, denn die Aufnahmen sind erst vor kurzem wieder aufgetaucht. Sie stammen aus der Bozo Bar, einem kleinen, ziemlich unglamourösen Nachtclub in der malischen Hauptstadt. Man spürt förmlich die unbändige Energie, die hitzige Enge und den Schweiß- und Alkoholgeruch in dem kleinen Raum. Trotzdem ist die Tonqualität, vor allem jetzt in der überarbeiteten Fassung, erstaunlich gut.
In der Bozo Bar konnte Traoré seinen Gitarrenstil perfektionieren. Hier spielte er das erste Mal über einen längeren Zeitraum mit einer elektrischen Band zusammen. Zuvor war er eine Zeitlang Teil eines rein akustischen Ensembles gewesen und hatte unter der Ägide des großen Ali Farka Touré sein zweites Studioalbum aufgenommen.
Anders als Ali Farka Touré spielt Lobi Traoré nicht den weichen, klagenden Blues des Nordens - bei ihm klingen die Noten härter, fordender. Hier spielt nicht nur die westafrikanische Griot-Tradition eine Rolle, sondern man spürt auch Einflüsse von außerhalb Westafrikas. Angus Young, der Gitarrist von AC/DC soll beispielsweise ein Idol von Lobi Traoré gewesen sein und auch John Lee Hooker und Jim Hendrix sind an manchen Stellen herauszuhören. "Bamako Nights" ist ein einmaliges Tondokument eines viel zu früh gestorbenen Meistergitarristen - und eine lohnende Ausgrabung des noch jungen deutschen Glitterbeat-Labels.