Julia Fischer, Violine
Bamberger Symphoniker
Leitung: Jakub Hrůša
Romantische Romantik
Auf dem Programm des Abends: Brahms erste Sinfonie, zuvor spielt Julia Fischer Dvořáks einziges Violinkonzert. Ein groß angelegtes Konzert, in dem die Solovioline ganz und gar mit dem Orchester verschmilzt. Ein Konzertabend voller romantischer Musik.
Das Violinkonzert von Dvořák ist nicht sehr oft zu hören, obwohl es den großen romantischen Konzerten der Komponistenkollegen wie Mendelssohn und Bruch qualitativ in nichts nachsteht. Dabei ist es "originell, kantilenenreich und für gute Geiger" gedacht - so, wie es der Verleger Simrock Ende der 1870-er Jahre bei Dvořák bestellt hatte. Und Dvořák ist auch auf diese Koordinaten der Verlagsbestellung eingegangen.
Frühes Kennenlernen
Einstudiert hat Julia Fischer das Konzert zum ersten Mal im Alter von 10 Jahren. Da sie es aus dem Elternhaus bereits kannte, war ihr der Melodieverlauf vertraut und ein erstes Interpretieren nicht schwer gefallen.
Julia Fischer sagt selbst dazu:
Julia Fischer hat das Konzert gerade intensiv unterrichtet und von daher auch neue Impulse bekommen. So bleibe es immer frisch, so die Geigerin, weil man immer Neues im Bekannten, im Traditionellen findet.
Nicht solistisch genug
Das Konzert ist dem großen Stargeiger aus Dvořáks Zeit gewidmet: Joseph Joachim. Doch der hatte deutliche Vorbehalte. Während sich Dvořák nach einem berauschend intensiven Dialog zwischen Violine und Orchester vorschwebte, einem Funkenflug der Kommunikation, einem Meer der Stimmungen und Farben, stand Joachim dagegen der Sinn nach einsamer und vor allem wirkungssicherer, schmachtender Kantilenen. Er wollte eine stratosphärische Brillanz des Solisten. Ginge es nach ihm, sollte das Orchester brav auf dem Teppich bleiben. Doch bei Dvořáks Konzert bleibt das Orchester nicht brav auf dem Teppich - und die Violine ist nie einsam. Violine und Orchester umkreisen sich im romantischen Melodiefluss.
Slawische Heimat
Virtuos ist das Violinkonzert trotz allem. Vor allem das Finale ist unüberhörbar vom slawischen Volkstanz geprägt - das ist böhmische Volksmusik die Dvořák durch sein untrügliches Gespür konzertsaaltauglich gemacht hat
Sprung über die Fußstapfen Beethovens
In der Brahmszeit ist die Sinfonik von einem Komponisten "belegt", von den Werken Beethovens. Über dieses Schaffen hinaus zu wachsen - das war der Anspruch für alle Komponisten, die in der Folge Werke für das Orchester schufen. Beethovens Sinfonien waren jene Fußstapfen, in die auch Johannes Brahms treten musste - besser überspringen wollte.
Gut Ding will Weile haben
14 Jahre setzte sich Brahms seinem sinfonischen Ringen aus. Zuerst überzeugte er mit neuer Klavier- und Kammermusikliteratur. Doch dann, endlich, 1876 kann Johannes Brahms sinfonischen Vollzug melden. Allerdings: die Uraufführung im November in Karlsruhe löste eher Verstörung des Freundeskreises durch zu wenig musikalischen Sonnenschein aus. Zu kühn der Einstieg in das Werk, der Gesamteindruck zu herb.
Brahms zeigte sich verstört und zerknirscht. Er revidierte das Werk gründlich – und das für einen ununterbrochenen Erfolg. Heute können wir zufrieden feststellen: diese Sinfonie wird regelmäßig auf die Programme gesetzt, auch, weil das Publikum danach verlangt.
Aufzeichnung des Konzertes vom 6. Februar 2020 in der Konzerthalle Bamberg, Joseph-Keilberth-Saal
Antonin Dvořák
Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53
Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53
Gespräch mit dem Intendanten der Bamberger Symphonier Markus Axt:
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68