Band The Jewish Monkeys

Balkan-Mentalität, Provokation und Gesellschaftskritik

Die drei Band-Mitglieder von The Jewish Monkeys
Für ihre aufbrausenden Shows bekannt: The Jewish Monkeys © Arne Reimer
Von Miron Tenenberg |
Egal wo man hinhört, das Jüdische ist nicht zu überhören bei der Band The Jewish Monkeys. Mit ihrer oft selbstironischen Art füllen sie locker ein ganzes Bühnenprogramm. Das Religiöse ist ihnen persönlich gar nicht so wichtig, muss aber immer wieder als Motiv herhalten.
"Luba Lubaviczer. Die Schönheit aus einer untergegangenen Welt. Eine Melodie der Lubawitscher, eine jüdische, religiöse Strömung im Chassidismus, gepaart mit dem intellektuellen Singer-Songwriter-Talent von Dr. Boiko!"
Die Jewish Monkeys stehen gerade auf der Bühne und geben ihr Programm zum Besten. Jossi Reich ist am Mikrofon. Er ist einer der drei Lead-Sänger der Gruppe. Seine Kollegen, Dr. Roni Boiko und Gael Zaidner, sind mit von der Partie. Im Programm haben sie vor allem viel Jabbababbabai. In "Luba Lubaviczer" geht es jedoch um die Inbrunst während einer Nacht mit eben dieser Luba.
Egal wo man hinhört, das Jüdische ist nicht zu überhören. Die drei Jewish Monkeys, die alle Anfang 50 und Familienväter sind, schäkern damit und füllen mit ihrer oft selbstironischen Art locker ein ganzes Bühnenprogramm aus.
"Das ist alles sehr, sehr jüdisch und wir begreifen uns auch als eine sehr sehr jüdisch-aschkenasische Band. Das ist alles – das ist jüdischer Humor. Also bei 'Johnny is the Goy for me'…"

Selbstironie wie bei Woody Allen und Seinfeld

"… 'all the day, he counts and pray, he promise the moon and comes too soon' usw. – das ist Selbstironie, das ist jüdischer Humor, wie wir ihn auch bei Woody Allen, bei Seinfeld oder woanders finden und wir begreifen uns natürlich sehr stark als Juden, die hier Musik machen und jüdischen Rock machen oder jüdisch-aschkenasischen Rock-Pop-Punk machen."
Dieses Alleinstellungsmerkmal – wir die Juden, wir dürfen das – hat sich im Comedybereich schon mehrfach bewiesen. Aber warum witzeln Juden über ihr Jüdischsein?
"Weil sie all die Jahre immer wieder verarscht wurden und auf den Kopf bekommen haben! Also die Verfolgungsgeschichte der Juden trägt natürlich einen Teil dazu bei, dass man mit Ironie und vor allem auch Selbstironie versucht seine Sonderrolle über die Jahrhunderte noch ein bisschen besser zu meistern."
Dabei scheint das Konzept in Deutschland besser anzukommen als in ihrer Wahlheimat Israel. Nein, anders: Hier in Deutschland erreichen die Jewish Monkeys ein breiteres Publikum. Sie sind die bunten Hunde, das wollen die Leute sehen. In Israel sieht das anders aus. Dort ist das Interesse an einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Jüdischsein nicht so groß wie hier. Warum auch? Gael Zaidner, der einzige gebürtige Israeli unter den Lead-Sängern, versucht das zu erklären:
"Man kann sagen, dass unser Publikum in Israel viel israelischer als jüdisch ist. Es ist eine neue Art des Jüdischseins, es ist eine ganz neue Kultur. Dadurch berührt sie unsere Musik gar nicht in einer Weise, die sie kennen, sondern sie ist etwas Neues, etwas Interessantes. Daher kommen vor allem junge, hippe, aufgeschlossene Leute zu uns. Der jüdische Aspekt ist sicher nicht der Hauptgrund, weshalb sie uns mögen. Sie kommen vor allem wegen der Musik, in Deutschland ist das ein bisschen anders."

"Auch das Religiöse wird natürlich benutzt"

Die Jewish Monkeys sind vor allem für ihre aufbrausenden Shows bekannt. Balkan-Mentalität, Provokation und Gesellschaftskritik gehören fest zu ihrem Repertoire. Das liebt das Publikum. Die Religion, also das Religiöse, steht gar nicht so sehr im Vordergrund. Dennoch muss es immer wieder als Motiv herhalten.
"Auch das Religiöse wird natürlich benutzt. Also ich habe viele Anklänge daran. Ich bin halt nur sehr unreligiös und ich glaube jetzt nicht an G*tt in dem Sinne, ich glaube einfach nur an den Menschen. Meine Eltern waren auch sehr weltliche Menschen, die Religion auch eher als Tradition und Folklore begriffen haben, aber bereits da hört es auf. Meine Großeltern waren total gläubige Menschen soweit, natürlich ist das in mir drin, aber es hat jetzt nichts mehr zu tun mit meinen Entscheidungen, die ich fälle oder so. Eher mit meiner Kunst vielleicht."
Die Jewish Monkeys arbeiten gerade an einer neuen Veröffentlichung. Sie wird mehr jiddische Lieder enthalten als das Album zuvor. Das Jabbabababai wird also nicht so schnell ausklingen.
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