Bankenverband lehnt Boni-Begrenzung ab
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, Manfred Weber, hat sich gegen eine Obergrenze bei Bonuszahlungen an Manager ausgesprochen. Allerdings brauche es bei Bonifikationen "eine Orientierung am nachhaltigen Erfolg des Unternehmens".
Christopher Ricke: Bankmanager dürfen auch in Zukunft mit reichlich Boni rechnen, wenn sie langfristige Erfolge vorweisen. Die Betonung liegt dabei auf langfristig, nicht aber bei kurzfristig. So soll das Gieranreizsystem beendet werden, das mit in die Weltfinanzkrise geführt hat. Darauf haben sich die Finanzminister und Notenbankchefs der großen 20 verständigt. Gestern Abend dann noch der Termin von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem britischen Premier Gordon Brown, auch da die Suche nach der gemeinsamen Position für den Gipfel in gut zwei Wochen. Merkel sprach sich erneut für die Begrenzung von Bonuszahlungen aus, Brown signalisierte ein gewisses Entgegenkommen, mehr aber auch nicht.
Ich spreche jetzt mit Manfred Weber, er ist der geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes. Guten Morgen, Herr Weber.
Manfred Weber: Guten Morgen, Herr Ricke.
Ricke: Jetzt haben die Briten den Deckel verhindert. Ist Gordon Brown also der Garant für eine freie Honorierung der Banken?
Weber: Nein. Ich glaube, hier wird einiges durcheinandergebracht. Ich persönlich bin auch nicht für eine Deckelung, und zwar aus folgenden Gründen. Die Bezahlung der Manager wie die Bezahlung der Arbeitnehmer überhaupt ist schon noch Sache des jeweiligen Unternehmens, letztlich der Eigentümer oder ihrer Vertreter beispielsweise in den Aufsichtsräten. Was richtig ist, ist, dass die Bonisysteme viel zu kurzfristig angelegt waren und man deshalb manchmal etwas belohnt hat, was sich kurz danach herausgestellt hat, nicht belohnenswert zu sein. Deshalb brauchen wir eine längerfristige Orientierung, bevor Bonifikationen überhaupt zum Tragen kommen, eine Orientierung am nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. So etwas kann man koppeln mit Malusregelungen. Aber eine absolute Deckelung bis zum Betrage von x Euro oder welcher Währung auch immer, das geht dem System entgegen.
Ricke: Wir haben ja in der Weltfinanzkrise gelernt, dass möglicherweise die Politik durch kluges und schnelles Handeln schlimmeres verhindert hat, dass Staatsinterventionismus also nicht grundsätzlich von Übel ist, und es gibt durchaus noch weitergehende staatsinterventionistische Fantasien. Wie viel Kontrolle wünschen sich denn die Banken, denn mehr Kontrolle heißt ja auch weniger Eigenverantwortung?
Weber: Die Politik generell in Deutschland wie in Europa und andernorts hat äußerst verantwortungsvoll gehandelt in der Finanzmarktkrise. Dies ist anzuerkennen, das haben wir bei vielen Gelegenheiten betont. Das heißt aber nicht, dass bestimmte andere staatsinterventionistische Maßnahmen von vornherein auch richtig sind. Bei der Finanzkrise ging es ja darum, eine systemische Krise letztlich des Weltfinanzsystems zu verhindern. Wir haben also durchaus hier etwas schon erreicht. Im Übrigen bleibt noch viel zu tun. Wir unterstützen voll und ganz den Grundsatz der G20: kein Finanzmarkt, kein Finanzprodukt, kein Finanzteilnehmer ohne angemessene Regeln, ohne angemessene Beaufsichtigung. Das ist nicht einfach umzusetzen. Die Banken sind schon hoch reguliert. Trotzdem wird sich auch hier einiges verändern. Die Hauptaufgabe in allgemeiner Hinsicht besteht hier darin, nicht nur mehr Regeln zu schaffen, sondern zu besseren, zu intelligenteren Regeln zu kommen, die dann auch von der Aufsicht adäquat exekutiert werden müssen.
Ricke: Da scheinen sich ja die Banken selbst nicht einmal so richtig einig zu sein. Wenn ich das richtig verstanden habe, sagt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, die Branche habe ihre Lektion gelernt, und dann kommt Commerzbank-Chef Martin Blessing und warnt davor, auf die Selbstregulierung der Banken zu vertrauen. Also noch mal die Frage: mehr Kontrolle oder so viel, wie wir jetzt haben?
Weber: Herr Ricke, sicherlich mehr Kontrolle, aber wie ich schon gesagt habe intelligentere Kontrolle. Im Übrigen: zwischen den beiden Kollegen aus den Banken, die Sie zitiert haben, besteht kein Widerspruch. Es gibt Dinge, die können besser im Wege der Selbstregulierung geändert werden. Bonifikationen zählen im Übrigen dazu, weil die Unternehmen ein eigenes hochrangiges Interesse daran haben, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.
Im Übrigen gibt es aber Bereiche, in denen es ohne staatliche, ohne gesetzliche Regulierung nicht geht. Das sind beispielsweise Eigenkapitalvorschriften für die Banken, wo in Ihrem Beitrag ja richtig hervorgehoben wurde, dass wir hier perspektivisch mit höheren Eigenkapitalanforderungen rechnen müssen und dass dies eine richtige Maßnahme ist. Wie immer: Der Teufel liegt im Detail. Man muss schauen, wie es konkret umgesetzt wird, man muss vor allen Dingen schauen, wann man eine solche Regel neu einführt, denn noch ist die Krise nicht vorbei, wenngleich sich in den letzten Wochen die Silberstreifen am Horizont etwas verbreitert haben.
Ricke: Sie haben ja mit dazu beigetragen, die Diskussion über die Krise auf eine etwas breitere Grundlage zu stellen, haben selbst zum Beispiel zu einem Symposium eingeladen mit Bankern, mit Politikern und auch mit Vertretern der Kirchen. Dort haben sich die Banker etwas über Moral und Ethik im Finanzgeschäft erzählen lassen. War das etwas für die Zeit des Wirbelsturms, oder ist das auch etwas für die Zeit danach?
Weber: Wir werden dies mit einem noch größeren Symposium im Oktober dieses Jahres in Berlin fortsetzen in der Reihe unserer "Schönhauser Gespräche". Das ist nicht für den Moment gedacht und es ist schon gar nicht, um abzulenken von dem, was Banken an Fehler gemacht haben. Dazu haben wir von Anfang an gestanden. Wir sind aber noch in den Aufräumarbeiten. Schnelle Lösungen bieten sich nicht immer an. Einige der Themen, die wir besprochen haben, zum Beispiel die Eigenkapitalfrage ist technisch sehr, sehr diffizil und nicht ganz einfach zu lösen. Aber wir wollen nichts auf die lange Bank schieben. Wir möchten nicht, dass sich eine solche Krise noch einmal wiederholt, und dazu haben alle ihren Beitrag zu leisten, denn es sind letztlich alle in der einen oder anderen Weise von der Finanz- und Wirtschaftskrise ja auch betroffen. Wir wollen hier die Grenzen ein wenig öffnen und eine Plattform bieten, wo es zu einem solchen gesellschaftlichen Dialog grenzüberschreitend, wenn Sie so wollen, kommen kann.
Ricke: Gehört dazu ganz kurz zum Schluss auch die Trockenlegung von Steueroasen, wie es ja auch auf der Tagesordnung des G20-Gipfels steht?
Weber: Steuerhinterziehung ist nicht zu rechtfertigen. Ich mag die Steuergesetze nicht für gut halten, aber ich bin immer noch verpflichtet, meine Steuern zu zahlen. Wir waren stets gegen Steuerhinterziehung. Wer gegen Steuerhinterziehung ist, ist auch gegen Beihilfe für Steuerhinterziehung. Von daher müssen diese Enklaven in das System Schritt für Schritt einbezogen werden. Wie man das macht, ist eine andere Frage. Auch hier macht der Ton manchmal die Musik. Und die Technik ist auch nicht einfach. Es müssen viele bestehende Doppelbesteuerungsabkommen geändert werden. Aber das Ziel, der Weg ist absolut richtig.
Ricke: Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Vielen Dank, Herr Weber.
Weber: Ich danke Ihnen.
Ich spreche jetzt mit Manfred Weber, er ist der geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes. Guten Morgen, Herr Weber.
Manfred Weber: Guten Morgen, Herr Ricke.
Ricke: Jetzt haben die Briten den Deckel verhindert. Ist Gordon Brown also der Garant für eine freie Honorierung der Banken?
Weber: Nein. Ich glaube, hier wird einiges durcheinandergebracht. Ich persönlich bin auch nicht für eine Deckelung, und zwar aus folgenden Gründen. Die Bezahlung der Manager wie die Bezahlung der Arbeitnehmer überhaupt ist schon noch Sache des jeweiligen Unternehmens, letztlich der Eigentümer oder ihrer Vertreter beispielsweise in den Aufsichtsräten. Was richtig ist, ist, dass die Bonisysteme viel zu kurzfristig angelegt waren und man deshalb manchmal etwas belohnt hat, was sich kurz danach herausgestellt hat, nicht belohnenswert zu sein. Deshalb brauchen wir eine längerfristige Orientierung, bevor Bonifikationen überhaupt zum Tragen kommen, eine Orientierung am nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. So etwas kann man koppeln mit Malusregelungen. Aber eine absolute Deckelung bis zum Betrage von x Euro oder welcher Währung auch immer, das geht dem System entgegen.
Ricke: Wir haben ja in der Weltfinanzkrise gelernt, dass möglicherweise die Politik durch kluges und schnelles Handeln schlimmeres verhindert hat, dass Staatsinterventionismus also nicht grundsätzlich von Übel ist, und es gibt durchaus noch weitergehende staatsinterventionistische Fantasien. Wie viel Kontrolle wünschen sich denn die Banken, denn mehr Kontrolle heißt ja auch weniger Eigenverantwortung?
Weber: Die Politik generell in Deutschland wie in Europa und andernorts hat äußerst verantwortungsvoll gehandelt in der Finanzmarktkrise. Dies ist anzuerkennen, das haben wir bei vielen Gelegenheiten betont. Das heißt aber nicht, dass bestimmte andere staatsinterventionistische Maßnahmen von vornherein auch richtig sind. Bei der Finanzkrise ging es ja darum, eine systemische Krise letztlich des Weltfinanzsystems zu verhindern. Wir haben also durchaus hier etwas schon erreicht. Im Übrigen bleibt noch viel zu tun. Wir unterstützen voll und ganz den Grundsatz der G20: kein Finanzmarkt, kein Finanzprodukt, kein Finanzteilnehmer ohne angemessene Regeln, ohne angemessene Beaufsichtigung. Das ist nicht einfach umzusetzen. Die Banken sind schon hoch reguliert. Trotzdem wird sich auch hier einiges verändern. Die Hauptaufgabe in allgemeiner Hinsicht besteht hier darin, nicht nur mehr Regeln zu schaffen, sondern zu besseren, zu intelligenteren Regeln zu kommen, die dann auch von der Aufsicht adäquat exekutiert werden müssen.
Ricke: Da scheinen sich ja die Banken selbst nicht einmal so richtig einig zu sein. Wenn ich das richtig verstanden habe, sagt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, die Branche habe ihre Lektion gelernt, und dann kommt Commerzbank-Chef Martin Blessing und warnt davor, auf die Selbstregulierung der Banken zu vertrauen. Also noch mal die Frage: mehr Kontrolle oder so viel, wie wir jetzt haben?
Weber: Herr Ricke, sicherlich mehr Kontrolle, aber wie ich schon gesagt habe intelligentere Kontrolle. Im Übrigen: zwischen den beiden Kollegen aus den Banken, die Sie zitiert haben, besteht kein Widerspruch. Es gibt Dinge, die können besser im Wege der Selbstregulierung geändert werden. Bonifikationen zählen im Übrigen dazu, weil die Unternehmen ein eigenes hochrangiges Interesse daran haben, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.
Im Übrigen gibt es aber Bereiche, in denen es ohne staatliche, ohne gesetzliche Regulierung nicht geht. Das sind beispielsweise Eigenkapitalvorschriften für die Banken, wo in Ihrem Beitrag ja richtig hervorgehoben wurde, dass wir hier perspektivisch mit höheren Eigenkapitalanforderungen rechnen müssen und dass dies eine richtige Maßnahme ist. Wie immer: Der Teufel liegt im Detail. Man muss schauen, wie es konkret umgesetzt wird, man muss vor allen Dingen schauen, wann man eine solche Regel neu einführt, denn noch ist die Krise nicht vorbei, wenngleich sich in den letzten Wochen die Silberstreifen am Horizont etwas verbreitert haben.
Ricke: Sie haben ja mit dazu beigetragen, die Diskussion über die Krise auf eine etwas breitere Grundlage zu stellen, haben selbst zum Beispiel zu einem Symposium eingeladen mit Bankern, mit Politikern und auch mit Vertretern der Kirchen. Dort haben sich die Banker etwas über Moral und Ethik im Finanzgeschäft erzählen lassen. War das etwas für die Zeit des Wirbelsturms, oder ist das auch etwas für die Zeit danach?
Weber: Wir werden dies mit einem noch größeren Symposium im Oktober dieses Jahres in Berlin fortsetzen in der Reihe unserer "Schönhauser Gespräche". Das ist nicht für den Moment gedacht und es ist schon gar nicht, um abzulenken von dem, was Banken an Fehler gemacht haben. Dazu haben wir von Anfang an gestanden. Wir sind aber noch in den Aufräumarbeiten. Schnelle Lösungen bieten sich nicht immer an. Einige der Themen, die wir besprochen haben, zum Beispiel die Eigenkapitalfrage ist technisch sehr, sehr diffizil und nicht ganz einfach zu lösen. Aber wir wollen nichts auf die lange Bank schieben. Wir möchten nicht, dass sich eine solche Krise noch einmal wiederholt, und dazu haben alle ihren Beitrag zu leisten, denn es sind letztlich alle in der einen oder anderen Weise von der Finanz- und Wirtschaftskrise ja auch betroffen. Wir wollen hier die Grenzen ein wenig öffnen und eine Plattform bieten, wo es zu einem solchen gesellschaftlichen Dialog grenzüberschreitend, wenn Sie so wollen, kommen kann.
Ricke: Gehört dazu ganz kurz zum Schluss auch die Trockenlegung von Steueroasen, wie es ja auch auf der Tagesordnung des G20-Gipfels steht?
Weber: Steuerhinterziehung ist nicht zu rechtfertigen. Ich mag die Steuergesetze nicht für gut halten, aber ich bin immer noch verpflichtet, meine Steuern zu zahlen. Wir waren stets gegen Steuerhinterziehung. Wer gegen Steuerhinterziehung ist, ist auch gegen Beihilfe für Steuerhinterziehung. Von daher müssen diese Enklaven in das System Schritt für Schritt einbezogen werden. Wie man das macht, ist eine andere Frage. Auch hier macht der Ton manchmal die Musik. Und die Technik ist auch nicht einfach. Es müssen viele bestehende Doppelbesteuerungsabkommen geändert werden. Aber das Ziel, der Weg ist absolut richtig.
Ricke: Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Vielen Dank, Herr Weber.
Weber: Ich danke Ihnen.