Wertsteigernde Kunstzerstörung
Das britische Auktionshaus Sotheby's ist "gebanksyt" worden: Kurz nachdem dort eines seiner Bilder für einen Millionenbetrag versteigert wurde, wurden die Anwesenden Zeugen einer echten Banksy-Aktion.
Banksy hat dem Auktionshaus Sotheby's einen Streich gespielt: Unmittelbar nachdem eines seiner Werke für 1,04 Millionen Pfund versteigert worden war, zerstörte es sich vor den Augen der Auktionsteilnehmer von selbst - und ist nun doppelt so viel wert.
Es gibt eine kurze Videosequenz, die unmittelbar nach der Aktion auf dem Instagram-Account von Banksy hochgeladen wurde. Der Auktionator redet noch über das Gebot für das Werk "Balloon Girl". Banksy hat das Kunstwerk im Jahr 2002 als Wandgraffiti geschaffen. Es zeigt ein Mädchen, dem ein roter Ballon in Herzform davonfliegt. 2015 ließ Banksy daraus einen Druck herstellen.
Dann hört man es in dem Video piepen. Es ist das akustische Zeichen, das aus dem Rahmen des Kunstwerks ertönt. Dort ist auch ein Schredder eingebaut, der jetzt sein zerstörerisches Werk verrichtet. Das wertvolle und gerade für eine Million Pfund versteigerte Bild wird langsam in Längsstreifen geschnitten, die sich aus dem Rahmen heraus nach unten schieben. Zwei Mitarbeiter des Auktionshauses eilen noch nach vorne und heben das Bild von der Wand ab. Da ist es aber schon zu spät und der Aktenschredder hat ganze Arbeit verrichtet.
"Balloon Girl" beliebtestes Bild der Briten
Alle britischen Sender berichten über diesen Moment der Kunstzerstörung. Das Bild wird allerdings nicht in Tausende von Miniteilen zerrissen. Auf dem Video sieht man, dass "Balloon Girl" in seinen Konturen noch gut zu erkennen bleibt. Nur dass es jetzt wie ein Vorhang in langen Streifen vom Rahmen herabhängt.
Das Bild "Balloon Girl" wurde übrigens im vergangenen Jahr zum beliebtesten Bild der Briten gewählt. Das Motiv mit dem Mädchen, dem ein Ballonherz davonfliegt, ist berühmt. Banksy hatte es erstmals an eine Mauer in Shoreditch in Ost-London gemalt. Dann verwendete er es als Motiv, um sich für syrische Flüchtlingskinder einzusetzen.
Jetzt doppelt so viel wert
Banksy, der britische Straßenkünstler, hat wieder einen sehr berühmten "Prank" abgeliefert, einen subversiven Streich, mit dem er zu erkennen gibt, wie wenig er vom Kunstmarkt hält. Das Publikum vor Ort realisiert jetzt auch, dass es einem eigenen zerstörerischen Kunstakt beiwohnt – und beginnt begeistert zu applaudieren. Zum Video setzte Banksy noch einen kurzen Text ab: "Going, going, gone." Zu Deutsch: "Zum ersten, zum zweiten, zum dritten – verkauft!"
Wer wusste von dieser Aktion?
Eine Frage bleibt allerdings: Wer wusste von dieser Aktion? Banksy wusste auf jeden Fall Bescheid, denn der Instagram-Eintrag erfolgte prompt und war sichtlich vorbereitet. Und das Auktionshaus? Sotheby's teilte mit, man sei "gebanksyt" worden, also Opfer eines Streichs. Auf jeden Fall war wohl aber der Käufer überrascht, der das Vier- bis Fünffache des ursprünglich geschätzten Werts geboten und jetzt wohl ein erstklassiges Geschäft gemacht hat.
Aber auch Sotheby's will von der Aktion profitieren: Das Auktionshaus will jetzt so schnell wie möglich den Druck eines anderen Kunstwerks Banksys versteigern. Es stammt aus dem Jahr 2007 und trägt auf Deutsch den folgenden Titel: "Ich kann es nicht glauben, dass ihr Schwachköpfe wirklich diesen Mist kaufen wollt."