Der Bob Dylan aus der Kölner Südstadt
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Er ist eine Institution - nicht nur in der Rockmusik, sondern auch wenn es um gesellschaftliches Engagement und politische Fragen geht. Wolfgang Niedecken, Gründer der Kölner Rockband BAP, feiert seinen 70. Geburtstag.
Ja, verdammt lang her, da gabs so einen Maler in Köln, der tingelte auch mit Gitarre und Mundharmoniker durch die Kneipen. Und als er einen Plattenvertrag bekam, stellte er eine Band zusammen, die nannte er BAP – wie Kölsch für Papa.
Denn dieser Mann, Wolfgang Niedecken, schrieb seine Texte zwar im Stile seines großen Idols Bob Dylan, aber er sang sie mit dem Dialekt der Kölner Südstadt – das klang echt und authentisch. Und auch, wenn manche Nicht-Kölner davon Pusteln am Ohr kriegten, steckten für die Hörer draußen im Land in den Plattenhüllen Übersetzungsbeiblätter.
Großer Coup mit einem politischen Song
Ende der 70er war die Zeit von Ton Steine Scherben vorbei, als Songs mit Straßenkampf-Parolen zu Gassenhauern wurden. BAP-Songs aber hatten keine Parolen - BAP-Songs hatten ein Gefühl.
Und BAP-Songs waren eigentlich nicht mal politisch – bis Wolfgang Niedecken den großen Coup landete mit dem Song "Kristallnaach". Seltsam bleibt, wie bis heute bei diesem Lied über die Zerstörung der jüdischen Gemeinwesen in der Pogromnacht alle rhythmisch fröhlich klatschen.
Und BAP-Songs waren eigentlich nicht mal politisch – bis Wolfgang Niedecken den großen Coup landete mit dem Song "Kristallnaach". Seltsam bleibt, wie bis heute bei diesem Lied über die Zerstörung der jüdischen Gemeinwesen in der Pogromnacht alle rhythmisch fröhlich klatschen.
Aber BAP-Songs sind eben Bruchstücke der Erinnerung. Und das Universum der jungen kritischen Geister entfaltete sich in den 80ern und frühen 90ern eben zwischen der Friedensdemo vor dem Kreiswehrersatzamt und dem Open-Air-Konzert von BAP und den Bots im Stadion, zwischen Lichterketten und Anti-Atomkonzerten nach Tschernobyl.
Und dabei zeigten sie Rückgrat: Als sie 1984 in der DDR ein eigens dafür geschriebenes Stück nicht spielen durften, sagten sie am Abend vor dem Tourstart alle 14 ausverkauften Konzerte ab.
Musikalisch in Ruhe bei sich
Aber Mitte der 90er fing die Band an, sich aufzulösen. Doch auch als das musikalische Zentrum, Major Klaus Heuser als Hauptkomponist und Gitarrist, sich verabschiedete, beschloss Niedecken, weiterzumachen. Irgendwann wurde die Formation wieder zur Begleitband des Sängers, weshalb er sie dann auch wieder Niedeckens BAP nannte.
Inzwischen ist sein gemeinnütziges Engagement auch beinahe wichtiger als seine Musik – besonders das Hilfsprogramm "Rebound", das er mit der Kinderhilfsorganisation World Vision gründete, um ehemalige Kindersoldaten und Kinderprostituierte in Uganda zu unterstützen.
Musikalisch ist er ganz in Ruhe bei sich - auch, wenn er für Soloplatten oder solche mit BAP durchaus schon mal nach Woodstock reist oder nach New Orleans – erst recht nach einem Schlaganfall 2011. Und manchmal tritt er sogar mit Dylan-Songs auf. "Alles fließt", nannte er stimmig sein Album vom vorigen Jahr - wie Pantha Rhei: Alles kommt zu sich selbst. Auch Wolfgang Niedecken, der heute 70 wird.
Musikalisch ist er ganz in Ruhe bei sich - auch, wenn er für Soloplatten oder solche mit BAP durchaus schon mal nach Woodstock reist oder nach New Orleans – erst recht nach einem Schlaganfall 2011. Und manchmal tritt er sogar mit Dylan-Songs auf. "Alles fließt", nannte er stimmig sein Album vom vorigen Jahr - wie Pantha Rhei: Alles kommt zu sich selbst. Auch Wolfgang Niedecken, der heute 70 wird.