Barack Obama: "Ein verheißenes Land"
Aus dem Amerikanischen von Sylvia Bieker, Harriet Fricke, Stephan Gebauer, Stephan Kleiner, Elke Link, Thorsten Schmidt, Henriette Zeltner-Shane
Penguin Verlag, München 2020
1024 Seiten, 42 Euro
"Eine selbstkritische, keine selbstgerechte Biografie"
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Kurz nach der US-Wahl veröffentlicht Barack Obama seine politischen Memoiren. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat "Ein verheißenes Land" vorab gelesen und glaubt, dass deutsche Politiker daraus etwas lernen können.
An diesem Dienstag erscheint der erste Band der politischen Memoiren von Barack Obama zeitgleich in 25 Sprachen. "Ein verheißenes Land" hat 1024 Seiten: Wird das nicht stellenweise langatmig oder langweilig? Nein, sagt der Grünen-Politiker Jürgen Trittin, der das Buch vorab gelesen hat.
Die Erinnerungen des ehemaligen US-Präsidenten seien "ein sehr amerikanisches Buch" und das Gegenteil von manch anderer Biografie, urteilt Trittin: "Es ist eine sehr selbstkritische und keine selbstgerechte Biografie."
Sehr interessant seien Obamas Analysen zu politischen Vorhaben, die er nicht realisieren konnte, betont der Grünen-Politiker: Etwa die Schließung von Guantanamo, die nicht am Widerstand der Republikaner, sondern an der politischen Feigheit der demokratischen Mehrheit gescheitert sei.
Obamas politisches Erbe
Durch das Buch ziehe sich vom Anfang bis zum Ende der Grundgedanke eines Amerikas, das diametral jenem Amerika entgegengesetzt sei, das der nun abgewählte Präsident Donald Trump repräsentiere, sagt Trittin: "Insofern wird einem bei der Lektüre dieses Buches schon deutlich, wie stark der Pendelschlag damals gewesen ist."
Das Buch endet mit der Tötung Osama bin Ladens in Pakistan durch amerikanische Spezialkräfte. Die Machtfülle des amerikanischen Präsidenten, die sich in dieser Operation ausdrückt, müsse zwar Fragen aufwerfen, so Trittin. Aber wenn man auf Obamas gesamte Präsidentschaft schaue, war er "ein großer, ein wichtiger Präsident für die USA".
Zu seinen historischen Leistungen zähle, dass er die USA mit dem Rest der Welt ein Stück weit versöhnt habe. Und, das unterstreicht Trittin besonders: "Es war Obama, der mit China der Weg für das Pariser Abkommen zum Klimaschutz geebnet hat."
Lektionen für deutsche Politiker
Als deutscher Politiker könne man aus dem Buch lernen, dass die Frage der Spaltung einer Gesellschaft angegangen werden müsse. Seit der Präsidentschaft von Ronald Reagan – als Obama gerade sein Studium begann – könne man eine massive Polarisierung der Einkommensverhältnisse in den USA beobachten.
Die politische Polarisierung im US-Kongress habe parallel dazu zugenommen: "Man darf Gesellschaften ökonomisch nicht so zerreißen lassen – dann zerreißen sie auch politisch", so Trittin.
(jfr)
In unserer Literatursendung "Lesart" sprach auch unser Redakteur Christian Rabhansl über Obamas Buch:
Und in unserer Sendung "Studio 9 - Der Tag mit..." hatten wir heute den Journalisten Ralph Bollmann von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu Gast. Auch hier ging es um Obamas Memoir: