"Mein Blick auf 1968 bleibt positiv"
Barbara Sichtermann ist Bürgerstochter und Feministin, Mutter dreier Kinder und war in den 80er Jahren Deutschlands bekannteste Fernsehkritikerin. In ihrem neuen Buch schreibt sie zusammen mit ihrem Bruder Kai über die Hausbesetzerszene.
Barbara Sichtermann ist Fernsehkritikerin, eine überaus vielseitige Publizistin. Sie schreibt seit vielen Jahren für "Emma" und die "Zeit" und hat mehr als dreißig Bücher verfasst: über Neugeborene, die Klassiker der erotischen Literatur, Herrscherinnen, die nicht vergessen werden sollen, über Barbie oder Frauen und das Fernsehen.
Bis heute ist sie eine überzeugte Feministin. Ganz im Gegensatz zum gängigen Klischee, Feministinnen seien männerfeindlich, betont sie:
"Mein Feminismus sollte die Liebe zu Männern die Erotik und die Freude am Kinder haben unbedingt einschließen, sonst fand ich war das eine halbe Sache, die man politisch letzten Endes nicht ernst nehmen kann, weil das in eine Sektiererei mündet, also das reicht nicht."
"Als Frau arbeitet man umso besser, je mehr Kinder man hat"
Sie selbst hatte nach dem Tod ihres ersten Mannes ihren leiblichen Sohn alleine groß gezogen und sogar noch zwei weitere Kinder adoptiert.
"Das war toll! Und ich glaube auch, dass man als Frau umso besser arbeitet, je mehr Kinder man hat. Nein, das ist eine Zuspitzung, ich meine es nicht ganz so aber ich bin der festen Überzeugung, dass Mutterschaft und Berufstätigkeit sich sozusagen sogar ergänzen und nicht gegeneinander stehen. Organisatorisch natürlich wirft es eine ganze Menge Fragen auf. Die sind aber lösbar."
Kritischer Blick auf die Machtverhältnisse im Kleinen
In ihrem aktuellen Buch "Das ist unser Haus. Eine Geschichte der Hausbesetzung" setzt sie sich, gemeinsam mit ihrem Bruder Kai, mit der Geschichte der Hausbesetzer auseinander. Rückblickend sagt sie: "Mein Blick auf 1968 bleibt positiv." Was sie den 68ern und den darauf folgenden Jahren zu bis heute verdanken hat, fasst sie so zusammen:
"Dieses Bewusstsein oder die Aufforderung an sich selbst, sich nicht bluffen zu lassen, merken, wo Leute einen deckeln wollen. Oder wo Strukturen dazu ausgelegt sind, Menschen unfrei irgendwo rein zu quetschen und ihnen das Maul zu verbieten. Das gibt es, obwohl 68 sehr erfolgreich war, wie ich immer noch finde. Man muss ja wach bleiben. Und als Frau hat man da eine doppelte Front, nicht nur gegen die kapitalistische Gesellschaft, sondern auch gegen die Mannsleute, die immer noch denken: Na ja, Frauen sind eher zum Schmuck da."