„Barbenheimer“-Hype
Schon auf den ersten Blick unverkennbar gegensätzlich: Die quietschige "Barbie"-Welt mit Margot Robbie und das düstere Kontrastprogramm mit Cilian Murphy in "Oppenheimer". © picture alliance / Warner Bros. Pictures & Universal Pictures via AP / Montage: Deutschlandradio
Barbie unterm Atompilz
Schon vor ihrem Kino-Start war der Hype um die Mega-Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ groß. Aus dem Kontrast von pinker Plastikwelt und düsterem Atomwaffen-Epos ist ein Internetphänomen geworden. Kann „Barbenheimer“ das Kino retten?
Kaum ein Feuilleton, eine Popkultur-Debatte oder ein Social-Media-Tag kommt derzeit ohne sie aus, die zwei schon lang erwarteten Blockbuster des Kino-Sommers: „Barbie“ von Greta Gerwig und „Oppenheimer“ von Christopher Nolan. Wer derzeit in einer Großstadt unterwegs ist, dürfte den Gesichtern der beiden Filmstars Margot Robbie als Barbie und Cillian Murphy als Robert Oppenheimer ebenfalls kaum entkommen können. Selten gab es schon vor den deutschen Filmstarts am 20. Juli so viel Diskussion um zwei Filme. Was macht den Hype aus?
Die Themen – bekannt und gegensätzlich
Ob man sie mag, oder nicht: Barbie, die dünne Plastikpuppe vom US-Spielzeughersteller Mattel, kennt wohl jeder. Das trifft, platt gesagt, auch auf die Atombombe zu. Die Themen der beiden Sommer-Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ sind also schon qua Popularität zugänglich.
Und sie sind zeitgeistig: Während im „Barbie“-Film von Greta Gerwig auch feministische Fragen verhandelt werden sollen, was wiederum Fragen aufwirft, ob das überhaupt geht, hat die in Christopher Nolans „Oppenheimer“ thematisierte Atombombe in Zeiten des russischen Angriffskriegs wieder an Brisanz gewonnen. Mitunter wird schon vom "wichtigsten Film des Jahrhunderts" gesprochen.
Das ist schon mal eine gute Voraussetzung, um zum Gesprächsthema zu werden – und am Ende um Besucher ins Kino zu locken.
Zwei der aktuell größten Regiestars…
Neben den einschlägigen Themen dürften auch die Macher der Filme zum Hype beitragen. Denn ohne Frage sind Greta Gerwig und Christopher Nolan zwei der aktuell gefragtesten Hollywood-Stars hinter der Kamera.
Christopher Nolan war nicht nur mit seinen drei „Batman“-Filmen extrem erfolgreich. Er hat sich auch als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent mit verkopftem Action-Kino wie „Inception“, „Interstellar“ und „Tenet“ einen Namen gemacht und eine große Fangemeinschaft um sich geschart.
Greta Gerwig hingegen war lange eher im Indie-Filmbereich als Schauspielerin und Drehbuchautorin tätig. Nach den ersten zwei Solo-Regiearbeiten „Ladybird“ und „Little Women“ mit zahlreichen Oscar-Nominierungen ist „Barbie“ nun ihr erster Blockbuster.
… treffen auf die gefragtesten Schauspieler Hollywoods
Und dann sind da noch bei "Barbie" Margot Robbie und Ryan Gosling sowie Cillian Murphy und Matt Damon bei „Oppenheimer“: vier der derzeit prominentesten Schauspielerinnen und Schauspieler. Und sie sind nur die Spitze der Starbesetzungen beider Filme, mit denen die Marketing-Abteilungen beider Filme nicht hinterm Berg halten.
Film-Marketing mit neuen Dimensionen
Vor allem der „Barbie“-Film wird erheblich beworben. Es gibt - klar - Barbiepuppen, Barbie-Eis, sogar ein Barbie-Airbnb. Zur Filmpremiere in London sah man in der Stadt pinke Busse, Taxis und Telefonzellen. Das Marketingbudget muss laut Experten gigantisch sein.
Viele Medien greifen das auf – mit Artikeln wie diesem oder zahlreichen Zeitschriften-Covern. Vor allem aber die Fans in den sozialen Medien bewerben „Barbie“ - mit dem Barbie-Selfie-Generator oder diversen Memes.
Hier kommt wieder „Oppenheimer“ ins Spiel. Denn der klaffende Kontrast beider Filme bietet für witzige Kommentare eine Steilvorlage.
Von Duellanten und Unterstützern
Bunt vs. düster, witzig vs. ernst, ironisch vs. tiefgründig: Im Netz werden die zeitgleich startenden Filme zu Duellierenden stilisiert: Wer wird mehr Besucher ziehen und mehr Geld einfahren?
Dass beide Filme zeitgleich starten, führt aber nicht nur zu Konkurrenz. Viele Nutzerinnen machen sich aus der fast schon absurden Gegensätzlichkeit einen Spaß und toben sich unter dem Kofferwort „Barbenheimer“ (manchmal auch „Oppenbarbie“) kreativ aus: Es gibt pinke Atompilze und brennende Barbie-Welten, diverse fiktive „Barbenheimer“-Filmplakate oder an berühmte Albumcover angelehnte Bilder.
Die extremen Gegensätze funktionieren wunderbar zusammen. Statt „entweder/oder“ wird das Doppelfeature propagiert: Die Idee, beide Filme am selben Tag zuschauen. Stellt sich nur die Frage: Welchen zuerst?
Da schließt sich der Bogen zu Hollywood wieder: Hollywood-Stars selbst machen auch mit. Tom Cruise, der mit seinem neuesten „Mission: Impossible“-Film das Nachsehen beim „Barbenheimer“-Hype hatte, postete ein Foto von sich mit Kinotickets für „Barbie“, „Oppenheimer“ und, den gab es ja auch noch: „Indiana Jones“.
Margot Robbie und Greta Gerwig taten es ihm nach. "Dieser Sommer ist voll von tollen Filmen, die man im Kino sehen kann", um es mit Tom Cruise zu sagen, oder: Am Ende gibt es vor allem einen Gewinner: das Kino.