Bariton Volle zur Bayreuth-Eröffnung

"Das ist der Gipfel des Hochleistungssports"

Der Bariton Michael Volle
"Meistersinger" zur Eröffnung: In der Hauptrolle des Hans Sachs wird Michael Volle zu erleben sein. © Carsten Sander
Sänger Michael Volle im Gespräch mit Haino Rindler |
Er ist ein weltweit gefragter Bariton. Michael Volle singt den Hans Sachs in der aktuellen Inszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" von Barrie Kosky: Die schönste Rolle, die es in seinem Fach gebe, verriet er uns vor der Eröffnung der Bayreuther Festspiele.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und das schwedische Königspaar haben sich angesagt: Wenn heute die Bayreuther Festspiele beginnen, dann wird das kleine fränkische Städtchen nicht nur zur Hochsicherheitszone, sondern es ist auch eine brisante Kombination, die dort als Eröffnung zu sehen sein wird. Der Australier Barrie Kosky, der erste jüdische Regisseur auf dem Grünen Hügel, wird ausgerechnet die "Meistersänger von Nürnberg" inszenieren – die wohl am meisten belastete Oper Richard Wagners. Zündstoff ist also reichlich vorhanden. Kosky kann auf ein erfahrenes Musikerteam bauen, am Pult Philippe Jordan, Chef der Pariser Oper und in der Hauptrolle des Hans Sachs wird Michael Volle zu erleben sein.
"Die Oper ist natürlich wahnsinnig belastet, weil sie ge- und vor allem missbraucht wurde", sagte Michael Volle. Denn: Die Nazis hätten das Stück missbraucht, weil dauernd von der deutschen Kultur die Rede sei. Barrie Kosky habe aber schon zu Beginn der Arbeit betont: "Wagner ist nicht verantwortlich für Auschwitz." Es sei schwer, in der Rolle des Sachs die ganze Zeit von deutscher Kunst zu reden, sagte Volle. Wenn man aber die Betonung auf "Kunst" lege und nicht auf "deutsch", dann werde es schon viel leichter.

"Keine Skandale, keine Diven"

Zur Rolle des Sachs sagte der Sänger: "Das ist der Gipfel des Hochleistungssports." "Sachs ist für mich die allumfassendste, die fordernste, die schönste, die beglückendste Rolle, die es überhaupt gibt in meinem Fach." Und wenn man viele Jahre Erfahrung habe, müsse man sich manchmal etwas bremsen. Als Sachs müsse man ganz viele unterschiedliche Facetten abrufen, "den schwermütigen Philosophen, den Eifersüchtigen, den Hinterfotzigen, den Revolutionären" - das gebe es kaum in einer anderen Rolle der Operngeschichte. "Das macht die Sache so interessant."
Die diesjährige Produktion sei "eine der schönsten und erfülltesten", die er jemals gemacht habe. Von Anfang an habe eine "derartige Harmonie" geherrscht, dass es schon besorgte Anrufe gegeben habe nach dem Motto: "Was ist los bei euch in Bayreuth? Es gibt gar keine Skandale, keine Diven, kein Dirigent reist ab?" Für die Premiere wünsche er sich eine "grenzenlose Offenheit", denn es sei lohnenswert, sich mit der Inszenierung auseinander zu setzen.
Barrie Kosky vor dem Festspielhaus in Bayreuth: Die Auseinandersetzung mit seiner Inszenierung lohne sich, so Michael Volle.
Barrie Kosky vor dem Festspielhaus in Bayreuth: Die Auseinandersetzung mit seiner Inszenierung lohne sich, so Michael Volle.© dpa / Daniel Karmann
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