Zocken per Mundsteuerung
06:23 Minuten
Wer Games liebt und eine Behinderung hat, kann sich beim Zocken auch mal ärgern: Nicht alle Computerspiele sind barrierefrei. Dennoch: Es hat sich viel getan in den vergangenen Jahren, berichtet Dennis Winkens von "Gaming ohne Grenzen".
Computerspiele sind oft nur teilweise barrierefrei. Beim "Digital Accessibility Summit" macht nun die Bundesregierung auf das Thema aufmerksam. Durch den Gipfel für digitale Zugänglichkeit soll mehr Bewusstsein dafür entstehen, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigt zocken wollen.
Mund-Controller statt Joystick
Was im Moment noch die größten Hürden sind und wo Lösungen liegen, weiß Dennis Winkens. Er ist Botschafter des Projekts "Gaming ohne Grenzen" und Host der Seite wheelyworld.de. Winkens spielt mit einem Mund-Controller, der mit einer Saug/Blas-Steuerung vieles möglich macht, was sonst der handgesteuerte Joystick leistet. "Alles ist prinzipiell möglich", sagt Winkens: "Nur nicht unbedingt alles gleichzeitig."
In den vergangenen Jahren seien die Einstellungsmöglichkeiten bei immer mehr Spielen erweitert worden: Etwa, dass man nur einmal einen Knopf drücken müsse und nicht mehrfach hintereinander, um eine Aktion, zum Beispiel einen Dauerlauf, auszulösen. Dieses Prinzip, das beim barrierefreien Spielen hilft, sei aber noch nicht in allen Games umgesetzt und könne gerne noch weiter ausgebaut werden, findet Winkens.
Das Action-Adventure "Assassins Creed Valhalla" lobt der Gaming-Experte für die Barrierefreiheit, auch Sony habe für "The Last of Us 2" sehr gute Kritiken in dieser Hinsicht erhalten. Ob sich Barrieren für Spielende mit Handicap auftun, ist auch vom Genre abhängig: Ego-Shooter seien für ihn durch die eingeschränkte Motorik am schwierigsten, sagt Winkens: "Aber auch die gehen." Er könne sich dabei allerdings nicht so flüssig durchs Spiel bewegen wie seine Mitspieler.
Eine inklusive Community
In der Gaming-Szene sieht er ein gutes Vorbild, was das Miteinander angeht. "Es gibt wenig Leute, die sagen: 'Oh nee, das ist jetzt jemand mit Handicap und den wollen wir nicht haben.'" Auch Spieleentwickler seien relativ offen und neugierig und freuten sich, dass das Zocken auch für Menschen mit Behinderung möglich sei.
Immer mehr Menschen mit Handicap zockten mittlerweile, betont Winkens. "Das ist ein gutes Zeichen, dass ein bisschen was getan wird, schon getan wurde – und ein gutes Zeichen für die Hersteller und die Entwickler, dass die Leute die Konsolen haben und das miterleben möchten."
(jfr)