"Sie ist ja echt kein Lämmchen"
Andrea Nahles ist die erste Frau an der Spitze der SPD. Höchste Zeit, meint die Journalistin Bascha Mika - doch dass sich unter Nahles nun auch die interne Geschlechterpolitik der Partei ändert, bezweifelt sie.
Zum ersten Mal steht mit Andrea Nahles eine Frau an der Spitze der SPD, der ältesten Partei Deutschlands. Die CDU wird von Angela Merkel bereits seit vielen Jahren geführt, doch auf den Frauenanteil in der Partei hat das keinen positiven Einfluss gehabt - er liegt nach wie vor bei 25 Prozent. Bei der SPD liegt er bei 32 Prozent - ob er sich unter Nahles steigern wird, das bezweifelt Bascha Mika, die Chefredakteurin der "Frankfurter Rundschau". "Eine Frau an der Spitze macht das noch nicht", meint sie. Es habe immer Herrscherinnen gegeben, sagt sie, doch das habe überhaupt nicht dazu geführt, dass Frauen so zum Zuge gekommen seien, wie es ihnen zustehe. "Dass eine Frau an der Spitze der SPD steht, wird mal Zeit", sagt Mika. "Es gab immer tolle Frauen, aber für die SPD gilt wie anderswo: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und eine Frau an der Spitze knackt noch nicht die gläserne Decke."
"Sie ist in einer Männerpartei groß geworden"
Vielmehr sei das eher ein Wahlkampfargument, meint Mika. Das habe man auch immer wieder bei Merkel sehen können, der es gelungen war, viele Frauen für das CDU-Wahlprogramm zu mobilisieren. "Aber das reicht einfach noch nicht!" Andrea Nahles sei ziemlich "kerlig", findet Mika: "So, wie sie auftritt, merkt man, dass sie in einer Männerpartei groß geworden ist." Sie könne genauso rüpelhaft sein - doch das tue ihr auch nicht immer gut. Sie habe keinen eigenständigen Weg, meint Mika. Und: "Sie ist ja nun echt kein Lämmchen!" Davon fühlt sich sicher mancher Mann bedroht, mutmaßt Mika, und erklärt damit Nahles' durchweg recht durchwachsenen Beliebtheitswerte. "Ein Mann, der so auftritt wie Andrea Nahles, dem wäre das längst nicht so auf die Füße gefallen." Doch auch Angela Merkel habe sich ihr Weiblichsein strategisch abgewöhnt.