Basketball in Chemnitz

Wie der Erfolg der Niners dem Image der Stadt helfen soll

23:32 Minuten
Szene aus dem Basketballspiel der Loewen Braunschweig gegen die Niners Chemnitz in der Basketball-Bundesliga
Die Niners wurden durch ihren Erfolg eine Sensation der Basketball-Bundesliga - und auch der Stadt Chemnitz. © dpa / picture alliance / Daniel Reinelt
Von Przemyslaw Zuk |
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Die Niners Chemnitz waren vergangene Saison das Team der Stunde im deutschen Basketball. An der Stadt haftet allerdings noch immer das Image einer rechten Hochburg. Wie kann der Basketball helfen, dem entgegenzuwirken?
Der Marktplatz vor dem Chemnitzer Rathaus war voll. Oben standen die Spieler, Funktionäre und einige Politiker. Sie genossen den Jubel, manche wedelten mit Fanschals.
Im Frühjahr gewannen die Niners Chemnitz den FIBA Europe Cup. Und auch wenn dieser Pokal nur der vierte in der Rangfolge des europäischen Vereinsbasketballs ist, es ist der erste internationale Erfolg der Niners. 

Erfolge gegen das rechte Image

"Für mich als Oberbürgermeister sind solche Bilder, wie wir sie eben im Frühjahr erlebt haben, als 10.000 Menschen auf dem Marktplatz feiern, goldwert. Die stehen als Gegenbilder von 2018, als vielleicht 5000 Leute in der Brückenstraße die rechtsextreme Demonstration begleitet haben. Und wir brauchen mehr solcher Bilder, weil das das echte Chemnitz ist."
Diese Auseinandersetzung, die Sven Schulze, SPD, anspricht, scheint bei allem, was in Chemnitz passiert, mitzuschwingen.
Und auch die Frage: Wie die Bilder von 2018 loswerden? Damals hatten sich Rechtsextreme aus ganz Deutschland in Chemnitz versammelt. Die Polizei hatte die Größenordnung des Aufmarsches unterschätzt, musste zeitweise zurückweichen. Die Bilder gingen um die Welt, sogar in den USA wurde darüber berichtet.

Es ist ganz schwer, aus dieser Schublade wieder rauszukommen, die eine Momentaufnahme war, die auch sicherlich hier und da strukturelle Ursachen hat, aber nicht den Alltag in Chemnitz widerspiegelt.

Sven Schulze, Oberbürgermeister von Chemnitz

In Chemnitz laufen derzeit die Vorbereitungen für das kommende Kulturhauptstadtjahr 2025. Das soll Menschen nach Chemnitz locken, ihnen zeigen, dass Chemnitz viel mehr ist als ein Sammelplatz für Rechtsextreme.
Auch der Basketball kann für ein positives Image sorgen. Er gibt vielen Chemnitzerinnen und Chemnitzern die Möglichkeit, stolz auf die eigene Stadt zu sein, oft zum ersten Mal.
Malte Ziegenhagen, eines der Gesichter des Chemnitzer Basketballs, sagt:

Es ist echt ein Thema, dass man als Chemnitzer nicht stolz auf diese Stadt ist. Das hat sich schon extrem entwickelt. Da hilft diese Basketballmannschaft extrem dabei, das herauszukitzeln. Es gibt aber viele andere Gründe, warum die Chemnitzer stolz sein können, aus Chemnitz zu kommen.“

Chemnitzer müssen sich oft rechtfertigen

Er kam noch zu Zweitligazeiten ins Team, schaffte mit der Mannschaft den Aufstieg. Er erzählt, wie er als Berliner 2016 einen Kulturschock erlebte, als er in einer Plattenbauwohnung einquartiert wurde.
Mittlerweile sieht er sich auch als Chemnitzer und merkt, wie das oft negative Bild der Stadt die Menschen beeinflusst:

Mir tut es leid, weil die Chemnitzer müssen sich oft rechtfertigen, wenn sie irgendwo hingehen. Da ist immer die Frage: Ach, du kommst aus Chemnitz, wie geht es dir da so? Wie lebt man da so? So ein bisschen, als würde man auf dem Mond leben.

Malte Ziegenhagen, ehemaliger Basketballer

Malte Ziegenhagen ist mit dieser Einschätzung nicht allein.

„Ein Kumpel meinte mal zu mir: ‚Chemnitz ist wie ein nicht eingelöstes Versprechen‘. Immer wenn man das Gefühl hat, gleich passiert’s, gleich wird die Stadt cool, gleich haben wir hier mal einen großen Wurf gelandet, passiert’s nicht“, meint Erik Neubert, der seit Jahren in Chemnitz politisch aktiv ist. Seine Vermutung ist, dass es auch am Standort der Stadt liegt.

„Chemnitz ist die Stadt mit dem größten Minderwertigkeitskomplex überhaupt in ganz Deutschland. Chemnitz ist die viertgrößte Stadt in Ostdeutschland, größer als Magdeburg, Erfurt, Rostock etc. Dadurch, dass sich auch Leipzig und Dresden so wenig identisch sind, hast du hier kaum Gebiete, wo man mal sagen kann: Da sind wir die Stärksten. Chemnitz hat eine richtig gute Hochkultur. Aber Dresden ist eine Stunde entfernt. Chemnitz hat eine gute Subkultur. Leipzig ist aber auch eine Stunde entfernt.“ 

Was aber Dresden und Leipzig nicht haben, ist ein Basketballteam in der höchsten deutschen Liga.

Die Niners haben viele Zielgruppen

Die Niners tragen ihre Spiele in der Messe Chemnitz aus. Eine eigene Halle fehlt bislang, eine Machbarkeitsuntersuchung ist aber bereits im Gange.
Denn: Beim Terminieren von Heimspielen kommen andere Events, die in der Messe stattfinden, den Planern in die Quere. Und: Die Arena fasst maximal etwa 5.000 Menschen. Die Niners sind sich aber sicher, deutlich mehr Tickets verkaufen zu können, wenn es den Platz dafür gäbe. 
Es scheint sich in der Stadt rumgesprochen zu haben, dass Niners-Spiele ein Event für viele Zielgruppen sind.

Fan: „Ich komme gerne hierher. Hier passiert niemandem etwas. Wir sind sicher, es geht ums Spiel.“

Das Publikum wirkt vom Alter und Geschlecht her recht gemischt. Neben der Pressetribüne befindet sich der Fanblock.
Aber, nicht wie beim Fußball, abgegrenzt mit Netzen und umstellt von Ordnern, sondern integriert in die restliche Tribüne. Auch dort sind etliche Kinder und Frauen zu sehen, ein Phänomen, das in den meisten Ultrablocks der Fußballstadien eher selten zu beobachten ist.

Die Niners als sicherer Ort

Das Gefühl von Sicherheit, bei einigen Fans schon angeklungen, ist für etliche Besuchende ein großes Thema.

Fan: „Ich bin schon viele Jahre hier mit bei den Spielen. Und was mir immer auffällt, bei so einem Spiel hier steht maximal ein Polizeifahrzeug vorm Haus und beim Fußball sind es mehrere Dutzend.“

Die Polizei Chemnitz bestätigt, dass die Einsatzstunden beim Basketball deutlich die beim Fußball unterschreiten. Bei den Spielen des Chemnitzer FCs in der Regionalliga Nordost wurden in der vergangenen Saison über 12.000 Einsatzstunden verzeichnet. Beim Basketball waren es nur etwa 200. Alle ausnahmslos beim Finale des FIBA Europe Cups gegen Istanbul.

Mit Blick auf die Besucherzahlen wird der Unterschied noch deutlicher. Denn die durchschnittlichen Zuschauerzahlen beim CFC und bei den Niners Chemnitz unterscheiden sich nur durch wenige Hundert. Allerdings haben die Niners vergangene Saison durch die Playoffs und den europäischen Pokal fast doppelt so viele Heimspiele ausgetragen wie die Fußballer.

Geringe Gefahr von Rechtsextremismus

Besuche beim Basketball in Chemnitz scheinen eine Alternative für diejenigen zu sein, die keine Lust auf das Geschehen im Fußballstadion haben.

Erik Neubert: „Ich habe einen Kumpel, der ist dann regelmäßig zu den Niners gegangen, weil er gesagt hat: Okay, hier kann ich Sport ansehen, ohne Angst zu haben, dass ich als linker Mensch verprügelt werde.“

Der Kumpel von Erik Neubert bezieht sich vermutlich auf Geschehnisse in der Fankurve des Chemnitzer FC, der seit Jahrzehnten ein Problem mit Rechtsextremismus hat. Auch wenn der Verein bereits einiges an Maßnahmen ergriffen hat, dieses Problem ist längst nicht gelöst. 

Obwohl Personen aus dem Kreis der Niners stets behaupten, man sehe sich nicht als Konkurrenz zum Fußball, drängt sich die Frage auf, ob auch die Basketball-Fanszene in Chemnitz abdriften könnte? 

Nein, sagt Robert Claus. Er forscht zu Rechtsextremismus, Fankulturen und Hooligans.

Basketball gehöre nicht zu den Sportarten, die im Visier von Rechtsextremen seien.

Das ist zum einen der Fußball, weil er eine große Öffentlichkeit erreicht, weil viele Rechtsextreme auch Fußballfans sind und weil Fußball historisch auch immer ein Stück weit für nationale Stärke steht. Das ist zweitens Kampfsport und drittens Schießsport. Beide haben eins gemeinsam. In beiden Sportarten kann man sich Gewaltkompetenzen aneignen, also Fähigkeiten, die für Kampfsituationen relevant sind. Nun muss man ja im Hinterkopf behalten: Rechtsextreme vertreten eine grundlegend gewaltvolle Ideologie und rüsten sich für Kämpfe auf. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass der gesamte Kampfsport oder der gesamte Schießsport rechtsextrem ist. Und die vierte Sportart, die mag etwas überraschend klingen, ist aber Darts. Auch hier: Nicht die gesamte Dartszene ist rechtsextrem. Aber es gibt Regionen, wo Darts als quasi Milieusport, als Kneipensport sehr zum Sozialraum gehört, den auch Rechtsextreme betreiben.

Extremismusforscher Robert Claus

Basketball, so Claus, sei mit seiner Geschichte und kulturellen Herkunft nicht prädestiniert für rechte Einflüsse.
„Darüber hinaus nutzen Rechtsextreme gerne Sportarten, in denen sich sehr wenige Menschen mit familiärer Migrationsgeschichte, People of Colour, finden, sondern inszenieren sich sehr gerne bei Sportarten, die mehrheitlich Weiß sind und sozusagen damit auch ihr gesellschaftliches, ja auch gewalttätiges Ideal einer rein weißen Gesellschaft verkörpern.“

Dies trifft auf den Basketball überhaupt nicht zu. Auch wenn er von einem weißen Sportlehrer erfunden wurde und in der Anfangszeit durchaus weiß geprägt war.
Seit einigen Jahrzehnten ist Basketball ein Sport, der stark in vielen afroamerikanischen Milieus verankert ist. Und auch in Deutschland sind auf den Basketballfeldern oft deutlich mehr nicht-weiße Menschen vertreten als zum Beispiel beim Handball. 

Fanstruktur seit Jahren stabil

Diesen Eindruck teilt Max Schmidt.  Er ist den Niners seit über 20 Jahren verbunden und im Fanclub Chemnitz Crew organisiert.

Er sagt:
„Basketball als Sport ist deutlich international aufgestellt, viele Amerikaner sind mit dabei. Ich glaube, das ist sowieso nicht das Gebiet, wo man sich mit rechten Geschichten wiederfinden sollte. Wir verstehen uns nicht als eine politische Vereinigung, sondern es steht der Sport im Vordergrund.“ 

Max Schmidt betont mehrfach, dass für die Fanszene der Niners Basketball das verbindende Element sei. In ihren Reihen befänden sich Menschen, die sich verschiedenen politischen Parteien zugehörig fühlten, dies spiele allerdings keine Rolle.
Er sagt, ein großer Teil des Kerns der Szene kenne sich noch aus früheren Zeiten, als die Niners in niedrigeren Ligen vor wenigen Hundert Menschen gespielt haben. Auch das trage dazu bei, dass eine Unterwanderung durch Rechtsextreme kaum möglich scheint.

„Man achtet da schon so ein bisschen drauf. Wer kommt da jetzt mit dazukommt. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass es da irgendwelche Unterwanderungsversuche gegeben hätte“, so Schmidt. 

Hooliganforscher Robert Claus bestätigt, dass sich Rechtsextreme zurzeit nicht positiv auf Basketball beziehen. Trotzdem sei es nicht ausgeschlossen, dass sich das in Zukunft ändern könnte.
Es bedeute auch nicht, dass der Basketball frei von rassistischem oder homofeindlichen Gedankengut sei. Die Vereine seien in der Pflicht, mögliche negative Entwicklungen zu beobachten.

Basketball und die neue Chemnitzer Fankultur könnten der ganzen Chemnitzer Sportgesellschaft helfen, sagt er:
„Für Chemnitz ist es ja auch eine Chance. Wenn die Chemnitzer Niners eine andere Sportkultur, eine Sport- und Fankultur in der Stadt ermöglichen, die nicht vom Rechtsextremismus geprägt ist, dann ist das auch ein Zeichen, was in die Stadt gesendet wird, was die Zivilgesellschaft und auch die Sportlandschaft in der Stadt verändert.“

Rollstuhlbasketball unter dem Radar

Zur Sportlandschaft der Stadt und zum Verein der Niners gehören auch die Rollstuhlbasketballer, die RBB Niners.

Sie trainieren in einem neuen Schulcampus, mit einem ehemaligen tschechischen Nationalspieler als Coach. Wer bisher noch dachte, dass Basketball ein körperloser Sport ist, wird spätestens hier merken: Das stimmt so nicht.

Die metallische Geräusche, die beim Training deutlich häufiger zu hören sind als zum Beispiel Dribblings, werden von den Rollstühlen beim Aufeinanderknallen verursacht. Ein sehenswerter Sport, der aber, wie viele paralympische Sportarten, wenig Beachtung findet.

„Das sind unsere täglichen Erfahrungen, dass Sachen, die mit Rollstuhl oder mit Behinderung zu tun hatten, nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen wie bei Menschen ohne Behinderung“, bemängelt Fatima, eine der Spielerinnen.

Die deutschen Nationalmannschaften sind erfolgreich. In Paris holten die Rollstuhlbasketballer die erste Medaille seit 32 Jahren, die Rollstuhlbasketballerinnen erreichten immerhin Platz sechs.
Fatima wünscht sich, dass dieser Aufschwung auch bei den RBB Niners in Chemnitz ankommt. Und, dass der Verein mehr für die Rollstuhlbasketballerinnen und -basketballer tut.
Immerhin: Vergangene Saison durften sie ihr Können während der Halbzeitpause in einem Spiel der Basketball-Bundesliga in der Messehalle zeigen.
Das hat Fatimas Mitspieler Till beeindruckt:

„Sehr cool. Wenn wir ein Heimspiel haben, haben wir so 100 Zuschauer, vielleicht 150. In der Messe waren es dann wahrscheinlich über 2000.“ 

Till bemerkt auch, dass die Niners-Spiele für Rollstuhlfahrende besonders barrierearm sind:
„Die machen schon einen guten Job. Also du hast da deine Rollstuhltribüne, die ist sehr nah am Feld, die ist mittlerweile sehr groß geworden, dass du eigentlich genug Platz hast, dass da genug Leute drauf passen, du hast einen guten Blick. Und auch die Messe ist sonst barrierefrei.“

Anziehungskraft für Sponsoren

Die Rollstuhlbasketballer gehören zur Niners Academy, also zum eingetragenen Verein. Die Bundesligamannschaft hingegen ist eine ausgegliederte GmbH, die sich unabhängig finanziert. So ein Vorgehen ist bei Profimannschaften durchaus üblich.

Der Assistenztrainer der Rollstuhlbasketballer, Christian Hoffmann, meint, dass dadurch die finanzielle Situation angespannt sein kann:
„So schön der Erfolg der Niners ist, aber uns tut er ein bisschen weh. Weil Erfolg zieht auch Geld an, was auch wichtig und gut ist. Wir fangen jetzt nicht an, irgendwo zu graben, sondern wir sind auf der Suche nach eigenen Sponsoren, den der Rollstuhl Basketball insbesondere da auch am Herzen liegt.“ 

Der Rollstuhlbasketball ist da sicherlich in einer besonderen Lage, weil die Rollstühle und die Kosten für den Transport zu Auswärtsspielen durchaus ein Kostenfaktor sind.
Allerdings spricht Christian Hoffmann ein Thema an, was viele Vereine in der Stadt beschäftigt. Denn in Chemnitz gibt es kaum Großsponsoren, auch die Niners finanzieren sich mit einer Vielzahl an kleineren und mittleren Geldgebenden. Diese Gelder konzentrieren sich bei der Profimannschaft der Niners, für andere Vereine der Stadt wird es dadurch schwieriger, Sponsoren zu akquirieren.
Auch wenn der Oberbürgermeister, Sven Schulze, für den Sportpolitik ein wichtiges Anliegen ist, widerspricht:

„Ich habe die Niners erlebt als jemand, der sehr partnerschaftlich auch umgeht mit anderen Vereinen. Ich hoffe, dass das auch bleibt.“

Verantwortung in der Stadtgesellschaft

Als so großer Player haben die Niners auch Verantwortung in der Chemnitzer Sportgesellschaft. Matthias Keussen ist Vorstand von Athletik Sonnenberg, einem neuen Sportverein in Chemnitz, der dezidiert auch abseits des Sportplatzes in der Stadtgesellschaft demokratisch wirken möchte. Er sieht einen großen Wert darin, dass ein solcher Player Haltung zeigt, hat aber auch Verbesserungsvorschläge.

Matthias Keussen: „Ich glaube, dass man auch auf Vereinsseite, also im eingetragenen Verein, vielleicht auch Teams gründen kann, um Personen abzuholen, die insgesamt der Gesellschaft ein bisschen mehr ausgegrenzt werden. Dass man ihnen Sportfläche bietet, indem man Teams gründet, die man auch entsprechend nennt. Ein FLINTA*-Team zum Beispiel oder so was in diese Richtung. Ich glaube, dass das, wenn es Big Player machen, glaube ich, immer in der Gesellschaft sehr wirkt.“ 

Frauen und Mädchen bleiben zurück 

Denn ein Problem beim Erfolg der Niners ist, dass er vor allem Männer und Jungen mitnimmt. Die Niners haben keine weiblichen Nachwuchsteams auf Leistungssportniveau, kein weibliches Seniorinnenteam.

„Die Stadt kennt nur die Niners. Die Leute kennen gar nicht die ChemCats und dafür, dass man in der zweiten Bundesliga spielt, ist das echt schwach“, sagt Juliane Höhne, Nachwuchstrainerin bei den ChemCats und selbst ehemalige Profibasketballerin.
Dabei ist das erst eine Entwicklung der letzten Jahre. Noch vor 20 Jahren spielten die Frauen in der Bundesliga, während die Männer in der Regionalliga waren.
Den Basketballerinnen hat Chemnitz auch zu verdanken, dass Basketball an der Sportschule gefördert wird. Vor einigen Jahren hat sich allerdings die Frauenabteilung getrennt und spielt eigenständig unter dem Namen ChemCats Chemnitz. Damals ging es auch um finanzielle Streitigkeiten. Aber auch jetzt ist die Finanzlage nicht unbedingt besser.
Juliane Höhne: „Ich fände es gut, wenn es zum Beispiel irgendwie eine Regelung gäbe, dass zum Beispiel, wenn eine Firma sich im männlichen Bereich engagiert, im Sport, dass sie eine gewisse Prozentzahl an den weiblichen Bereich geben muss. Es muss ja nicht immer die gleiche Sportart sein, aber selbst mit fünf Prozent von dem, was die Niners kriegen, hätten wir ausgesorgt.“

Juliane Höhne wünschte sich, dass mehr Doppelspieltage organsiert werden, wie vergangene Saison schon einer stattfand. Oder, dass zum Beispiel durch Ticketaktionen auch Niners-Fans ermäßigten Eintritt zu den ChemCats-Spielen erhalten.

„Manchmal muss man Leute dazu zwingen, mal Frauenbasketball zu gucken, damit sie überhaupt entdecken, dass es geil ist.“, sagt sie.

Die Situation des Chemnitzer Frauenbasketballs kennt auch Steffen Herhold, der Geschäftsführer der Niners. Trotzdem sieht er es nicht als Aufgabe der Niners, jetzt eine weibliche Abteilung aufzubauen:
„Ob das fair ist? Jetzt zum Beispiel parallel eine Damenabteilung aufzubauen, ob du dann nicht dein Verein, der eigentlich die Nachwuchsarbeit macht, im weiblichen Bereich und auch die Spitze abbildet, den jetzt irgendwie die Spieler abgibst?“
Einen Zusammenschluss auf Vereinsebene, den wird es wohl so schnell nicht geben.

Treffpunkt Konkordiapark

Vielleicht treffen sich die Menschen viel eher hier. Alte und Junge, Weibliche, Männliche und Diverse. Menschen mit und ohne Behinderung.
Der Treffpunkt der Chemnitzer Streetball-Szene im Konkordiapark wird gerade umgebaut, direkt neben einem Fußballfeld und einem Skatepark.  Ein neues, buntes Basketballfeld ist bereits zu sehen.
Der Boden soll auf internationalem Standard bespielbar sein. Über das Design hat die Community abgestimmt. Dazu: Scheinwerfer für Spiele nach Sonnenuntergang und eine Tribüne für potenzielle Fans. Ende des Jahres soll das Feld fertig sein, je nach Wetter könnte es ab dem Frühjahr genutzt werden.

Auch Rollstuhlbasketballer Till möchte dann dort spielen:

„Ich habe es vor. Man muss natürlich immer den Rollstuhl mitnehmen. Das ist immer ein bisschen so das Ding, gerade für mich, weil ich kein eigenes Auto habe, aber das lässt sich alles irgendwie regeln. Ich denke, die ganze Community profitiert davon, weil es auch ein Hotspot werden wird. Ein Treffpunkt, wo du dich mit deinen Freunden treffen kannst. Macht ja auch Spaß zuzugucken, wenn da irgendwie Leute 3x3 zocken oder einfach bisschen Street Ball zocken.“

Vielleicht wird der neue Konkordiapark der Ort, wo alle vom Erfolg der Niners profitieren können. Und ein weiteres Symbol für den nicht nur sportlichen Aufbruch der Basketballstadt Chemnitz.

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