Batman in Barcelona
Beim Comic-Salon Ficomic treffen sich zu Pfingsten Bildgeschichten-Liebhaber und Zeichner aus der ganzen Welt in Barcelona. Stargast ist in diesem Jahr Batman höchstpersönlich. Eines seiner Auslandsabenteuer spielt in Barcelona. Gezeichnet hat es Diego Olmos, der diesseits wie jenseits des Atlantiks Erfolg hat.
"Als Jugendlicher war ich ein großer Batmanfan, vor allem wegen der Comics von Frank Miller, wegen der "Rückkehr des dunklen Ritters". Das war ein Batman mit Potenzial: Kein Held, sondern eine gespaltene Persönlichkeit! Aber leider entwickelte der Verlag dann die Figur in eine andere Richtung."
Eins stellt Diego Olmos gleich zu Anfang klar: Nette PR-Worthülsen gibt es von ihm nicht. Batman zum größten Superhelden aller Zeiten zu erklären, nur weil er den Fledermausmann ein paar Mal gezeichnet hat? Für so etwas ist er mit 38 Jahren zu alt - und nimmt seine Figuren zu ernst.
"Ich habe mich mit vielen Verlegern über die psychologische Motivation gestritten. Sie sagen, es geht Batman um Gerechtigkeit - aber ich glaube, es geht weder um Gerechtigkeit noch um Rache, sondern um Frustration. Er hat es nicht geschafft, seine Eltern zu retten - also versucht er es jedes Mal aufs Neue. Batman agiert wie ein Fanatiker: Er zweifelt nicht, er hinterfragt nicht. Inwiefern ist so einer Superheld, inwiefern eine Bedrohung, ein Faschist?"
Diego Olmos - dunkles kurzes Haar, gestutzter Bartkranz ums Kinn, leichter Bauchansatz von den vielen Stunden am Zeichentisch - zeigt ein schiefes Lächeln und krault die maunzende Katze auf seinem Schoß. Dann ein tiefer Zug aus der Selbstgedrehten - und ein ehrliches Geständnis: Dass ihm wegen dieser Batman-Sache jetzt alle die Bude einrennen, geht ihm ziemlich auf die Nerven - noch dazu, wo er bei dieser Auftragsarbeit doch vor allem die Ideen des Autors Mark Waid umgesetzt hat ...
Dabei hat sich Diego Olmos mit atmosphärisch dichten Geschichten aus versponnen-mysteriösen Zwischenwelten als Zeichner und Autor einen Namen gemacht. In seiner Serie "H2Oktopus" etwa sucht ein Detektiv in Tintenfischgestalt die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.
"Mich faszinieren Tintenfische: Sie sind intelligent, flexibel und können sich an alles anpassen. Sie haben etwas Geheimnisvolles, weil sie auf dem Meeresgrund leben und camouflieren. (...) Viele meiner Figuren tragen Masken, hinter denen sich etwas ganz anderes verbirgt."
Lewis Carrol, H. P. Lovecraft, Joseph Conrad: In der Mietwohnung, die er mit seiner Freundin teilt, stapeln sich die Klassiker des gepflegten Schauers. Diego Olmos wildert gern in den Gefilden des 19. Jahrhunderts. Er liebt die Musik der Romantik - weil sie ihm Schlupflöcher im Alltag öffnet.
"Wenn ich Wagner höre, ist das reine Magie. Musik ist maximale Abstraktion und zugleich eine Sprache, die jeder versteht. Das macht sie so groß."
"Im Kern geht es mir in meinen Geschichten um Eskapismus. Jeder braucht so eine Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag. (…) Wenn ich das nicht könnte, würde ich verrückt."
Dass er als Ausdrucksform ausgerechnet den Comic gewählt hat, ergab sich zwangsläufig. Beim Film hätte es ein unverbesserlicher Individualist wie er schwer, lacht er, und zum Schreiben fehle ihm das Talent.
"Comic ist ein Hybrid aus Literatur und Film. Von der Literatur hat er diese intime Beziehung zum Leser und die Möglichkeit zur Komplexität: der Leser kann zurückblättern und eine Seite noch mal lesen. Vom Kino hat der Comic die spektakulären visuellen Elemente. Die graphischen Möglichkeiten sind unbegrenzt: Jede Kunstströmung kann sich darin wiederfinden. Es ist die einzige Ausdrucksform, die so viele Kunstformen und Stilrichtungen umfasst."
Gerne gezeichnet hat Diego schon immer - gelernt hat er es erst mit Anfang 20. Gelangweilt vom Büroalltag in einer kleinen Firma, hängte er den Job an den Nagel, ging drei Jahre auf die Comicschule Joso und absolvierte eine Ausbildung zum Illustrator. Sein Vater, ein Einzelhandelsangestellter, hielt nichts von den Spinnereien des Zweitgeborenen... Heute kann Olmos zumindest im Ansatz die Bedenken nachvollziehen.
"Sich als Comicleser zu outen, ist cool geworden. Jeden Tag gibt es einen Intellektuellen, der sagt, er habe den und den Comic gelesen. (…) Aber leben kann davon in Spanien kaum einer. Wer hier Comics zeichnet, tut das aus Liebe und arbeitet zum Geldverdienen als Graphikdesigner oder in der Werbung."
Oder zeichnet eben Superhelden für US-amerikanische Comicgiganten. Letztlich, sagt Diego und aus den schmalen braunen Augen blitzt der Schalk, ist auch in einer Auftragsarbeit Platz genug, um einen ironischen Kommentar zum lokalpatriotischen Jubel über den barcelonesischen Batman abzugeben.
"Ich wusste ja, dass das Projekt mit dem Woody Allen Film 'Vicky, Christina, Barcelona' verglichen werden würde, also habe ich einen Woody Allen im Comic versteckt, bei einer Szene mit vielen Menschen auf den Ramblas... Mal gucken, wer sich die Mühe macht ihn zu suchen."
Eins stellt Diego Olmos gleich zu Anfang klar: Nette PR-Worthülsen gibt es von ihm nicht. Batman zum größten Superhelden aller Zeiten zu erklären, nur weil er den Fledermausmann ein paar Mal gezeichnet hat? Für so etwas ist er mit 38 Jahren zu alt - und nimmt seine Figuren zu ernst.
"Ich habe mich mit vielen Verlegern über die psychologische Motivation gestritten. Sie sagen, es geht Batman um Gerechtigkeit - aber ich glaube, es geht weder um Gerechtigkeit noch um Rache, sondern um Frustration. Er hat es nicht geschafft, seine Eltern zu retten - also versucht er es jedes Mal aufs Neue. Batman agiert wie ein Fanatiker: Er zweifelt nicht, er hinterfragt nicht. Inwiefern ist so einer Superheld, inwiefern eine Bedrohung, ein Faschist?"
Diego Olmos - dunkles kurzes Haar, gestutzter Bartkranz ums Kinn, leichter Bauchansatz von den vielen Stunden am Zeichentisch - zeigt ein schiefes Lächeln und krault die maunzende Katze auf seinem Schoß. Dann ein tiefer Zug aus der Selbstgedrehten - und ein ehrliches Geständnis: Dass ihm wegen dieser Batman-Sache jetzt alle die Bude einrennen, geht ihm ziemlich auf die Nerven - noch dazu, wo er bei dieser Auftragsarbeit doch vor allem die Ideen des Autors Mark Waid umgesetzt hat ...
Dabei hat sich Diego Olmos mit atmosphärisch dichten Geschichten aus versponnen-mysteriösen Zwischenwelten als Zeichner und Autor einen Namen gemacht. In seiner Serie "H2Oktopus" etwa sucht ein Detektiv in Tintenfischgestalt die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.
"Mich faszinieren Tintenfische: Sie sind intelligent, flexibel und können sich an alles anpassen. Sie haben etwas Geheimnisvolles, weil sie auf dem Meeresgrund leben und camouflieren. (...) Viele meiner Figuren tragen Masken, hinter denen sich etwas ganz anderes verbirgt."
Lewis Carrol, H. P. Lovecraft, Joseph Conrad: In der Mietwohnung, die er mit seiner Freundin teilt, stapeln sich die Klassiker des gepflegten Schauers. Diego Olmos wildert gern in den Gefilden des 19. Jahrhunderts. Er liebt die Musik der Romantik - weil sie ihm Schlupflöcher im Alltag öffnet.
"Wenn ich Wagner höre, ist das reine Magie. Musik ist maximale Abstraktion und zugleich eine Sprache, die jeder versteht. Das macht sie so groß."
"Im Kern geht es mir in meinen Geschichten um Eskapismus. Jeder braucht so eine Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag. (…) Wenn ich das nicht könnte, würde ich verrückt."
Dass er als Ausdrucksform ausgerechnet den Comic gewählt hat, ergab sich zwangsläufig. Beim Film hätte es ein unverbesserlicher Individualist wie er schwer, lacht er, und zum Schreiben fehle ihm das Talent.
"Comic ist ein Hybrid aus Literatur und Film. Von der Literatur hat er diese intime Beziehung zum Leser und die Möglichkeit zur Komplexität: der Leser kann zurückblättern und eine Seite noch mal lesen. Vom Kino hat der Comic die spektakulären visuellen Elemente. Die graphischen Möglichkeiten sind unbegrenzt: Jede Kunstströmung kann sich darin wiederfinden. Es ist die einzige Ausdrucksform, die so viele Kunstformen und Stilrichtungen umfasst."
Gerne gezeichnet hat Diego schon immer - gelernt hat er es erst mit Anfang 20. Gelangweilt vom Büroalltag in einer kleinen Firma, hängte er den Job an den Nagel, ging drei Jahre auf die Comicschule Joso und absolvierte eine Ausbildung zum Illustrator. Sein Vater, ein Einzelhandelsangestellter, hielt nichts von den Spinnereien des Zweitgeborenen... Heute kann Olmos zumindest im Ansatz die Bedenken nachvollziehen.
"Sich als Comicleser zu outen, ist cool geworden. Jeden Tag gibt es einen Intellektuellen, der sagt, er habe den und den Comic gelesen. (…) Aber leben kann davon in Spanien kaum einer. Wer hier Comics zeichnet, tut das aus Liebe und arbeitet zum Geldverdienen als Graphikdesigner oder in der Werbung."
Oder zeichnet eben Superhelden für US-amerikanische Comicgiganten. Letztlich, sagt Diego und aus den schmalen braunen Augen blitzt der Schalk, ist auch in einer Auftragsarbeit Platz genug, um einen ironischen Kommentar zum lokalpatriotischen Jubel über den barcelonesischen Batman abzugeben.
"Ich wusste ja, dass das Projekt mit dem Woody Allen Film 'Vicky, Christina, Barcelona' verglichen werden würde, also habe ich einen Woody Allen im Comic versteckt, bei einer Szene mit vielen Menschen auf den Ramblas... Mal gucken, wer sich die Mühe macht ihn zu suchen."