Kinokolumne Top Five

Die besten Filme über Bauern

05:35 Minuten
Schwarzweiß-Aufnahme eines Bauernzimmers des 19. Jahrhunderts: Ein junger Mann steht an der Tür, durch die wir eine ältere Frau am Tisch sitzen sehen. Der Gesamteindruck des Bildes ist beengt.
Mit dem preisgekrönten Kinofilm "Die andere Heimat" schloss der Filmemacher Edgar Reitz 2013 seine große "Heimat"-Saga ab. © picture alliance / dpa / Christian Lüdeke
Von Hartwig Tegeler |
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Der Berlinale-Gewinner "Alcarràs", der jetzt in die Kinos kommt, ist keineswegs der erste Film, der die Mühsal des bäuerlichen Lebens zum Thema macht. Er gliedert sich ein in eine lange Reihe von Meisterwerken der Filmgeschichte.

Platz 5 – „Früchte des Zorns“ von John Ford (1940)

Dreißigerjahre: Dürre. Das Land in den Great Plains wird weggeweht, die Kornkammer der USA zum Armenhaus. Großgrundbesitzer nehmen den kleinen Farmern das Land. Im gelobten Kalifornien, wohin sich die Familie von Tom Joad – Henry Fonda - mit ihrem altersschwachen Lastwagen auf den Weg macht, warten Ausbeutung, Hunger und Fremdenfeindlichkeit.

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Migrationsströme in der Weltwirtschaftskrise. Keine wogenden Weizenfelder, nur Staub und Armut zeigt Ford in seiner John-Steinbeck-Verfilmung. Die landwirtschaftliche Vernutzung der Prärien hatte jahrelang Dürren zur Folge - ökologische, soziale, politische.

Platz 4 - „Weites Land“ von William Wyler (1958)

Riesige Ranches. „Na, dann führen Sie mich doch mal hier herum“, sagt George McKay zu Julie, die er auf ihrem Anwesen in der einsamen Weite besucht, „reiten wir, oder gehen wir zu Fuß?“ Julies Antwort: „Mr. McKay, eine Ranch, die man zu Fuß besichtigen kann, lohnt sich nicht anzusehen.“ Das weite Land als ökonomischer Ort – hinter der Western-Genre-Fassade.

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Im Krieg der Rinderbarone geht es im Kern weniger darum, wer schneller zieht, sondern um Produktionsverhältnisse und die Grundressource: Wasser! Wer hat den Zugang zum Fluss? Wer kann dem Nachbarn eben den verwehren? Die durstigen Rinder vom Wasser vertreiben: Ursünde in diesem Wasserkrieg.
Dass James McKay (Gregory Peck) am Ende die Ranch, zu der der Fluss gehört, von Julie (Jean Simmons) kauft, sich in sie verliebt und dann allen Nachbarn Zutritt gewährt, ist die romantische Auflösung des Kriegszustandes.

Platz 3 – „Menschen am Fluss“ von Mark Rydell (1984)

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Eine Farm in Tennessee: Das Land ist seit Generationen im Besitz einer Familie, die Mais produziert und abhängig ist vom Wasser des naheliegenden Flusses. Mit seinen regelmäßigen Überschwemmungen ist er gleichzeitig Segen und Fluch.
Banken, Politik und Großgrundbesitzer, die den kleinen Farmern ihr Land wegnehmen wollen, in einer unheiligen Einheit. „Menschen am Fluss“ ist eine mit John-Williams-Musik unterfütterte Märchenvorstellung vom einfachen, kleinen Mann, der in mühsam zu erkämpfender Solidarität mit anderen kleinen Männern und Frauen die korrupte, herrschende Klasse besiegt - zumindest bei einer Überschwemmung.
Erhaben, wenn Mel Gibson als Farmer Tom den magischen Satz spricht: „Runter von meinem Land!“ Erhaben und verlogen. Die ökonomischen Verhältnisse sind andere.

Platz 2 - „Die letzte Sau“ von Aron Lehmann (2016)

Der Bauer Huber macht sich mit seinem alten Moped auf in Richtung Norden - mit der letzten überlebenden Sau im Beiwagen. Ein Meteorit ist auf seinem Hof eingeschlagen und hat ihm den Todesstoß als Bauer versetzt.
Jetzt befreit er auf seinem Weg Tiere aus der Massentierhaltung, unterstützt den Widerstand der kleinen Bauern gegen die Agrarindustrie. Die Erzählerstimme sagt: „Hell war´s, dem Huber sein Leuchtfeuer. Die Leute haben es gesehen, und jetzt brennt es überall.“

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Der märchenhafte Schluss dieses Films ist von einer großen Wut über den Verlust des Landes und den des Bauern-Berufes getragen. Wie anders könnte ein Heimatfilm heute auch sein. Damals vielleicht war´s noch anders. Oder?

Platz 1 - „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz (2013)

Jakob Simon, Sohn des Schmieds von Schabbach im Jahre 1840, will weg nach Brasilien, in dieses riesige Land. „Die andere Heimat“ ist das Prequel zur Reitzschen „Heimat“-Trilogie der Familiengeschichte. Vormärz. Hartes Dorfleben, schlechte Zeiten zum Überleben, politisch wie wirtschaftlich.

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Erst 1848 wird sich das in der Revolution entladen, aber jetzt ist alles noch eng und dumpf im Hunsrück. Immer wieder die beladenen Fuhrwerke der Menschen aus den anderen Dörfern, die auswandern.
„Die andere Heimat“ erzählt von einem Migrationsbegehren nicht vom Süden in unseren Norden - Jetztzeit -, sondern umgekehrt. Jakobs Weggehen wird zum Akt der Freiheit. Das Land und die Enge loslassen öffnet neue Räume, neue Möglichkeiten. Bei aller Trauer über den Verlust.
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