Die heile Welt der CSU ist am Ende
In Bayern werde die CSU nicht wieder zu einer Alleinregierung zurückfinden, sagt der Intendant der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal. Die Ergebnisse der Landtagswahl zeigten, dass Regierung und Bürger völlig auseinanderfielen.
"Ich glaube, die Leute hatten von dieser Art der Regierung einfach die Schnauze voll", meint der Intendant der Münchner Kammerspiele, Matthias Lilienthal angesichts der Ergebnisse der bayerischen Landtagswahl. Auch in Bayern habe sich gezeigt, dass Regierung und Menschen völlig auseinandergefallen seien.
Lilienthal erinnerte an das Polizeiaufgabengesetz der CSU, das es möglich mache, Bürger für drei Monate zu inhaftieren, ohne dass ein Richter darüber entscheide.
Bayern werde nie wieder zur Alleinregierung zurückkommen, glaubt Lilienthal:
"Bayern hat sich urbanisiert, es sind anderthalb Millionen Deutsche in den letzten zehn Jahren nach Bayern gezogen und diese heile Welt der CSU der Nachkriegsgesellschaft ist einfach endgültig untergegangen."
In Italien und Frankreich seien die Altparteien bereits untergegangen. Wenn die SPD und CDU darauf nicht sehr schnell reagierten und sich den Themen der Gegenwart zuwendeten, werde in Deutschland auf längere Sicht das gleiche passieren, sagte der Theatermacher. Außerdem stehe eine deutliche Verjüngung der Politiker in Bayern und im Bund an.
München als Demonstrations-Hauptstadt
In seiner persönlichen Auseinandersetzung mit der CSU habe er unter den Münchner Bürgern sehr viel Solidarität erfahren, so der Intendant.
"München ist ja so etwas wie die Demonstrations-Hauptstadt der Republik geworden, trotz der großartigen Demonstration mit 240.000 Leuten bei 'Unteilbar' am letzten Samstag in Berlin", sagte Lilienthal, der nach viel Kritik an seiner Arbeit die Kammerspiele 2020 verlassen wird.
"Ich glaube, dass diese neue außerparlamentarische Opposition in München auch immer wieder auf die Straße gehen wird."
Mut und Lust auf Umbrüche
Zum Umgang mit der erstmals im Landtag vertretenden AfD sagte Lilienthal, das Theater müsse sich mit der Partei auseinandersetzen. Es sei wichtig, Inszenierungen darüber zu machen, dass die Gesellschaft sich dramatisch verändert habe und mit der Nachkriegsgesellschaft der alten Bundesrepublik nichts mehr zu tun habe.
"Den Leuten Mut und Lust zu machen, auf diese Umbrüche einzugehen, das ist, was wir an den Kammerspielen immer wieder versuchen."